Erinnerung

Der verdrängte Widerstandswille

Der Heldenplatz wird immer mit 1938 assoziiert, nie mit dem 8. August 1934 und Österreichs antinazistischem Aufbäumen.

Das kollektive Gedächtnis der Zweiten Republik hat im Zusammenhang mit dem Heldenplatz so ziemlich alles verdrängt, was vor ihrer Zeit liegt – mit der Ausnahme des März 1938. Besonders fällt die Verdrängung jener Veranstaltung auf, ohne die die Inszenierung der Ausnahme nicht in ihrer ganzen Bedeutung zu verstehen ist: Die Rede ist von jener Trauerkundgebung am 8. August 1934 für den von den Nazis ermordeten Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, die zu einer großen Demonstration des Unabhängigkeitswillens des kleinen Österreichs geriet. Unter anderem zierte ein Transparent „Für ein freies und unabhängiges Österreich“ damals den Heldenplatz.

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Am Abend dieses 8. August war der Heldenplatz derart überfüllt, dass die Zugänge gesperrt werden mussten. Während der neue Bundeskanzler, Kurt Schuschnigg, den Ermordeten in den Mittelpunkt seiner Rede stellte, fand die schillernde Figur eines Starhemberg die passenden Worte gegen die wirklich Verantwortlichen, als er die „moderne Barbarei“ „jenseits der deutschen Reichsgrenzen“ und die „Ereignisse des 30. Juni“ ansprach und gelobte, „auch das Leben zu geben für den Begriff Österreich“ (online nachlesbar in den Tageszeitungen vom 9. August 1934 per https://anno.onb.ac.at/).

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