Zum Baden zu spät, zum Skifahren zu früh

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nicht, dass es nicht schon genug Ferien gäbe: Aber die Vereinheitlichung der Herbstferien ist immerhin eine gute Nachricht. Für fast alle.

Zum Baden ist es zu spät, zum Skifahren zu früh. Dennoch werden sich Eltern für die Zeit vom 26. Oktober bis zum 2. November etwas überlegen müssen. Da sind nämlich künftig Herbstferien, ab dem Schuljahr 2020/21.

Und ja, das ist natürlich auch eine soziale Frage. Wer es sich leisten kann, wird wegfahren (können). Wer nicht, wird dableiben (müssen). Wenn er Pech hat, sitzt er im Nebel in Wien.

Und damit ist die Jammerei dann auch schon wieder vorbei. Denn letztlich ist die Vereinheitlichung der Herbstferien eine richtige Idee, weil alternativlos. Denn bisher war es so: Am Nationalfeiertag frei, dann ein paar Tage Schule, dann zu Allerheiligen und Allerseelen wieder frei. Oder die Schule hat ihre schulautonomen Tage für die Zeit dazwischen für Ferien genützt. Was allerdings auch wieder von Schule zu Schule zu verschieden war, weswegen Eltern mit mehreren Schulkindern ein Problem hatten.

Wie man es also dreht und wendet: So, wie es künftig sein wird, ist es am besten. Weil eben alternativlos. Eigentlich unverständlich, dass man das bisher nicht so gemacht hat. Und die Streichung der schulfreien Dienstage nach Ostern und Pfingsten war auch überfällig. Bildungsminister Heinz Faßmann kann das also auf seiner Habenseite verbuchen.

Auch wenn Faßmann nicht immer auf viel Gegenliebe seiner eigenen türkisen Kollegen stößt, weil er nicht strikt die Linie hält: Er hat seine Sache bisher gut gemacht. Auch jene Punkte betreffend, die ganz auf Linie dieser Regierung sind: die Wiedereinführung der Schulnoten in Volksschulen und die Deutschlernklassen. Heinz Faßmann ist in seiner Anmutung als eine Art Alexander Van der Bellen von Türkis-Blau durchaus ein Sympathieträger dieser Regierung. Auch wenn der Professor im eigenen Lager wenig gilt.

Stellt sich noch die Frage: Braucht es überhaupt so viele Ferien? Kommt wahrscheinlich darauf an, wen man fragt. Schüler und Lehrer werden da mit einem lauten „Ja!“ antworten, Eltern wahrscheinlich weniger. Vor allem die Länge der Sommerferien ist immer wieder in Diskussion. Und sie sind in der Tat – für berufstätige Eltern – sehr lang. Der Bildungsexperte und Buchautor Andreas Salcher hat am Montag im „Kurier“ den Vorschlag gemacht, die Sommerferien um eine Woche zugunsten von Herbstferien zu verkürzen. Wofür nun aber eben die schulautonomen Tage verwendet werden.

Salcher macht dabei noch auf eine Pointe in dieser Geschichte aufmerksam: dass die schulautonomen Tage eigentlich für die Fortbildung der Lehrer gedacht waren. Irgendwann wurden dann – schwuppdiwupp, die normative Kraft des Faktischen – Herbstferien daraus.

Das erinnert ein wenig an die Genese der Semesterferien, die ja ursprünglich Energieferien geheißen haben. Dazu gedacht, während der Ölkrise der Siebzigerjahre die Heizkosten in den Schulgebäuden zu dämpfen, wurde irgendwann – schwuppdiwupp, die normative Kraft des Faktischen – ein Förderprogramm für die heimische Tourismuswirtschaft daraus.

Eine Woche Herbst- im Abtausch mit einer Woche Sommerferien würde das Problem (für die Eltern) allerdings nur verschieben. Denn die schulautonomen Tage würde es ja weiterhin, dann eben ein andermal, geben. Abgesehen davon, dass sich die berufsbildenden höheren Schulen mit ihren wochenlangen Praktika in den Sommerferien schwertun würden.

Im türkis-blauen Regierungsprogramm heißt es übrigens: „Im Sinne der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden eine Ausweitung der professionellen Ferienbetreuung und die Vereinheitlichung der Ferien unter Einbindung der Schulpartner angestrebt.“ Punkt zwei ist nun abgehakt. Jetzt sollte man noch Punkt eins angehen. Damit auch diejenigen, die im Nebel sitzen müssen, etwas von ihren Herbstferien haben.

Und immerhin: Die aktuelle Karfreitagsdebatte berührt die Schüler nicht. Sie haben da ohnehin frei.

E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2019)

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