Warum Frauen beim Donauinselfest nicht ins Eck gehören

Die Stadt Wien macht am Donauinselfest einen eigenen Frauenbereich, wo sie sich „besonders wohlfühlen“ sollen. Ärgert das nur mich?

Es ist ja gut gemeint: Das Wiener Donauinselfest will heuer Frauen verstärkt zum Besuch motivieren. Das hat die Landesparteisekretärin des Veranstalters SPÖ-Wien, Barbara Novak, am Mittwoch angekündigt. „Bei dem Event wird es erstmals einen eigenen Bereich mit einem Angebot speziell für weibliche Gäste geben“, hieß es in einer Aussendung. Die urbane junge Frau sei noch nicht die "klassische Donauinselfestbesucherin", beklagte Novak. Gleichzeitig seien Frauen auch als Künstlerinnen und Lead-Acts auf den Bühnen unterrepräsentiert.

In dem neuen Bereich sollen daher „Frauenbands gastieren oder Kabarettistinnen“, außerdem wird es Informationen und Services für Frauen geben. Damit soll speziell in dem Bereich ein Festival-Umfeld geschaffen werden, „auf dem sich Frauen besonders wohlfühlen“.

Sapperlot. Wir haben im Chronik-Ressort - in dem wir sehr viele Frauen sind – zuerst schallend gelacht und uns dann an den Kopf gegriffen. Weil: Warum tun die das? Warum brauchen Frauen einen eigenen Bereich, um sich wohlzufühlen? Warum sollte sich ausgerechnet die „urbane Städterin“ vermehrt aufs Donauinselfest wegen eines Frauenbereichs wagen? War es vorher gefährlich? Hören Frauen keine Männerbands? Wir haben keine Antworten darauf gefunden. 

Lustigerweise hat ein Herr Kollege die Idee total verteidigt – ich hielt dagegen. Man darf mich hier nicht falsch verstehen: Wenn es zu wenig Frauenbands, Kabarettistinnen und Künstlerinnen auf dem Donauinselfest gibt – dann gehört das ausgeglichen. Aber warum heißt Frauen sichtbar machen – sie erst wieder zu isolieren? Warum lässt man sie nicht einfach dorthin, wo sie hingehören? Auf die anderen Bühnen! Auf die Rednerpulte! Ins Publikum! In die Mitte des Festes! Zu den anderen 50 Prozent, die die Welt ausmacht!

Aber nein, am Donauinselfest bekommen sie ein eigenes Eck, wo sie sich „besonders wohlfühlen“ sollen. Gleichberechtigt unter Männern können sie das offenbar nicht.

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