Immer am Ball

Zuletzt war viel vom europäischen Imperialismus die Rede.

Zu kurz gekommen ist dabei der hemmungslose österreichische Kulturimperialismus – vom Balkan bis zur Bronx. So gibt es im diesjährigen Ballkalender erstmals einen „Balkan-Ball“ und einen „Hip-Hop-Ball“. Stattfinden wird beides natürlich in der Welthauptstadt des österreichischen Kulturimperialismus – in Wien.

Wien ist ja überhaupt der letzte Schrei, wenn man dem „Zeit-Magazin“ glauben darf. Für die Deutschen wird es künftig also einen „Wanda-Ball“ und einen „Bilderbuch-Ball“ geben. Am WKR-Ball waren eh schon einige – ob nun drinnen oder draußen.

Es ist ja auch kein Zufall, dass der Sitz des österreichischen Regierungschefs am Ballhausplatz ist. Und wenn Rudolf Hundstorfer dann Bundespräsident ist, wird der Bundesadler im Wappen durch den Balltiger ersetzt. Bälle sind das wichtigste Exportgut Österreichs – vom Balltikum bis zu den Ballearen. Frankreich veranstaltet nächstes Jahr beispielsweise einen großen Fuß-Ball. Selbstredend mit österreichischer Beteiligung.

Das Gefinkelte am Kulturimperialismus – das ist bei Coca-Cola nicht anders – ist ja, dass die Menschen gar nicht gefragt werden, ob sie das überhaupt brauchen. Es wird ihnen einfach hingestellt – und schon brauchen sie es. Hip-Hop im Dreivierteltakt etwa. (oli)

Reaktionen an:oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)

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