Doktor Freud und Präsident T.

Seit seiner Wahl zum irdischen Stellvertreter Gottes an den Iden des März anno MMXIII hat Franziskus alias Jorge Mario Bergoglio keinen Fuß mehr auf heimatlichen Boden gesetzt.

Ostentativ machte er einen Bogen um Argentinien, als würde Unheil dräuen.

Dabei hätten seine Landsleute jesuitischen Beistand so was von nötig – und dazu einen Schiedsrichter vor dem Herrn. Vor dem Spiel der Spiele, dem Finale um die Copa Libertadores – Lateinamerikas Champions League –, war in Buenos Aires die Gewalt mit alttestamentarischer Wucht ausgebrochen. River Plate versus Boca Juniors – Simmering gegen Kapfenberg ist dagegen ein Badekick an der Copa Cagrana. Als Boca-Aficionados schieden Präsident Macri und Fußballgott Diego Maradona naturgemäß als Schlichter aus.

Und so sind nun die Psychoanalytiker in „Villa Freud“ – dem Viertel mit der höchsten „Shrink“-Dichte der Welt – im Superstress. Zumal sich dieser Tage auch die G20-Politicos am Rio de la Plata angesagt haben, darunter einige Enfants terribles wie Brasiliens Politpistolero Jair Bolsonaro oder Mohammed bin Salman, dessen Diplomatengepäck und Leibwächter unter erhöhter Observanz stehen. Und nicht zuletzt Donald Trump, der sich zu Thanksgiving bei sich selbst bedankt hat – bei „President T.“. Da wäre nicht nur der Papst überfordert, sondern auch der gute alte Dr. Freud. (vier)

Reaktionen an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2018)

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