Warum nur die Saudis?

Wir brauchen einen europäischen Bildungs-Marshallplan!

Die Hisbollah tut es im Libanon und gewinnt damit Unterstützer. Ebenso die Wahhabiten, jene saudischen Fundamentalisten, die einen radikalen Islam exportieren. Nein, nicht vom Terrorismus ist hier die Rede. Diese Organisationen betreiben und finanzieren Schulen – und bedienen damit ein legitimes Bedürfnis der Menschen nach Bildung.

Ob in Pakistan, Ägypten oder Nigeria: Auf der einen Seite gibt es völlig verkommene, baulich wie inhaltlich inferiore staatliche Schulen. Für die wohlhabende Elite gibt es enorm teure Privatschulen. Auch in Pakistan wissen fast alle: Nur wenn ich meinem Kind eine halbwegs brauchbare Ausbildung zukommen lasse, hat es eine Chance, der Armut zu entkommen. Zehntausende Koranschulen bieten hier eine Alternative. Und exportieren eine Ideologie.

Warum hält Europa nicht dagegen? Das wäre eine große Alternative zu den USA, die mit Unsummen Militärstützpunkte und Waffen in diese Länder exportieren. Warum startet nicht die EU zur Verbreitung ihrer, unserer Werte eine Schuloffensive? Unsere Werte?

Wie wäre es schlicht mit der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte? Recht auf Ausbildung, Rechte der Frauen, keine Diskriminierung nach Rasse und Geschlecht, freie Meinungsäußerung, Demokratie. Das ist unsere Wertebasis, die es lohnt, zu exportieren. Und auf die so viele warten. In vielen Ländern ist umfassende Bildung Mangelware. Die Popularität religiöser Heilslehren kommt nicht zuletzt daher, dass sie Bildung, Aufstieg und ein Wertekonzept anbieten.


Warum starren wir bloß ängstlich auf den erstarkenden Islam und vertrauen kaum auf die eigene Stärke: Die Kraft der Aufklärung, die Kraft von Demokratie, Wohlstand und sozialer Sicherheit. Statt Waffen exportieren wir Bildungseinrichtungen. Solche, die auf dem jeweiligen kulturellen Boden ruhen und auch von gebildeten Einheimischen geleitet werden.

Finanzierung? Milliarden pumpen wir in agrarische Exportstützungen, mit denen wir die Landwirtschaft der dritten Welt ruinieren. „Dank” steigender Agrarpreise können wir uns dies sparen, und dieses globale Bildungsprogramm starten.

Ein weltweites Recht auf Bildung. Wir unterstützen es. Und überlassen es nicht den Wahhabiten.


chorherr.twoday.net("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2007)

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