Erste Ausfahrt im Audi E-tron: Warm anziehen, Tesla!

Die durchgehende Lichtleiste hinten wird im VW-Konzern langsam populär – und bietet hübsche Lichtspiele beim Entsperren.
Die durchgehende Lichtleiste hinten wird im VW-Konzern langsam populär – und bietet hübsche Lichtspiele beim Entsperren.(c) AUDI AG
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Audi hat den Q5 mit dem Q7 gemischt und elektrifiziert. Herausgekommen ist der E-tron, das erste batteriegetriebene SUV des Hauses mit 400 Kilometern Reichweite und 408 PS – und eine echte Konkurrenz für Tesla.

Tesla hat bei Elektroautos bisher ja weitestgehend ein Monopol. So attraktiv der Renault Zoe ist, so gut der Nissan Leaf oder der BMW i3 – an ein Model S oder Model X kommen sie nicht heran. Die Kombination aus schön designtem Oberklassefahrzeug mit großer Reichweite und luxuriöser Ausstattung bekommt man nur von Tesla.

Oder eher bekam, mittlerweile gilt die Vergangenheitsform. Jaguar hat mit seinem I-Pace das lautlose Rennen der Konkurrenten gewonnen, das vollelektrische SUV steht bereits bei den Händlern. Platz drei dürfte an Mercedes gehen, das seinen Elektro-SUV EQC für Mitte 2019 angekündigt hat. Und in Brüssel läuft aktuell die Produktion des Audi E-tron auf Hochtouren, der ab März 2019 erhältlich ist – sofern man bis dahin die mehr als 10.000 Vorbestellungen allein in Europa bedient hat.

Innen erinnert der E-tron an den neuen Audi Q8.
Innen erinnert der E-tron an den neuen Audi Q8. (c) AUDI AG

Selten war ein Auto derart lang präsent, ohne gekauft werden zu können, wie der E-tron. Das erste Konzept präsentierte Audi 2015 auf der IAA, seither sah man das Elektro-SUV auf allen möglichen Veranstaltungen so oft in der schwarz-weiß-orangefarbenen Tarnbeklebung, dass er ohne richtig unvollständig aussieht – und gewöhnlich.

Sportliches Fahren

Äußerlich deutet jedenfalls nichts auf die revolutionäre Technik hin, die in dem markanten SUV mit 4,9 Metern Länge – größenmäßig angesiedelt zwischen Q5 und Q7 – weltweit zum ersten Mal zum Einsatz kommt: Den E-tron kann man mit 150 kW Gleichstrom aufladen. Andere Elektroautos explodieren bei solchen Wattzahlen vielleicht nicht, können aber nichts damit anfangen. In der Praxis heißt das: In fünf bis zehn Minuten „tankt“ man – abhängig von der Fahrweise – etwa 100 Kilometer Reichweite. Nach 30 Minuten ist der E-tron fast voll geladen.

Dann soll er laut neuem WLTP-Verbrauchszyklus mit seiner 95-kWh-Batterie etwa 400 Kilometer weit kommen. In unserem ersten kurzen Fahrtest zeigte er bei vollem Akkustand und eingeschalteter Klimaanlage zwischen 330 und 340 Kilometer an. Wobei man etliche Kilometer mit kluger Fahrweise dazugewinnen kann: Steigt man vorausschauend und nicht zu heftig aufs Bremspedal, wird die ganze Bremskraft zur Aufladung der Akkus verwendet. In unserem Fall gelang es so, auf einer elf Kilometer langen Passstraße 15 Kilometer dazuzugewinnen.

400 Kilometern Reichweite und 408 PS.
400 Kilometern Reichweite und 408 PS.(c) AUDI AG

Die verloren wir freilich locker wieder auf der Fahrt nach oben. Denn wie alle Audis bietet auch der E-tron verschiedene Fahrmodi an – und eine Passstraße kombiniert mit der unmittelbaren Kraft des Elektromotors verlockt dazu, „Dynamic“ statt „Efficiency“ zu wählen. Dann kommt man zwar nicht so weit, fährt diese Strecke aber lustvoll mit einem Drehmoment bis zu 640 Newtonmeter und einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 5,7 Sekunden. 300 kW (408 PS) treiben die zwei Elektromotoren auf der Vorder- und Hinterachse an, wobei der Elektro-SUV in erster Linie den hinteren E-Motor nützt. Fordert der Fahrer mehr Leistung an, als dieser bereitstellen kann, verschiebt der Allradantrieb die Verteilung bedarfsgerecht auf die Vorderachse.

Die Akkus wiegen knapp 700 Kilogramm und sind unter der Passagierzelle angebracht, womit der Schwerpunkt des SUVs auf einem ähnlichen Niveau liegt wie bei der Limousine.

Eine der größten Herausforderungen für die Hersteller von Elektroautos ist die Stille. Weil es kein Motorengeräusch gibt, wirkt alles andere – Wind, Räder – umso aufdringlicher. Audi hat hier mit speziellen Akustikfolien dafür gesorgt, dass man nicht einmal mehr die Abrollgeräusche hört. Auf der Autobahn gleitet man wirklich lautlos dahin, einzig am Wind hört man, dass man fährt.

Apropos: Auch diese Geräusche lassen sich durch virtuelle Außenspiegel noch weiter reduzieren. Kleine Kameras in schlanken Gehäusen übertragen ein Bild auf einen Monitor in der Tür etwas unterhalb der gewöhnlichen Glasspiegel. Das ist gewöhnungsbedürftig und das Bild bei Tageslicht mit Sonnenbrille nicht immer perfekt zu sehen. Aber es ist ein Alleinstellungsmerkmal (und aufpreispflichtig).

Reichlich Platz

Innen ist der E-tron luftig und geräumig, ein Radstand von 2,93 Metern bietet fünf Personen reichlich Platz (Ladevolumen: 660 Liter).

Die Bedienung kennt man vom neuen Q8, nur die Paddels sind nicht zum Schalten, sondern zum Steuern der Rekuperation da.

Neu ist beim E-tron auch, dass ihn Audi weitgehend vollwertig ausgestattet anbietet. Der Preis beginnt bei 82.000 Euro, als Extras (noch ohne Preis) gibt es aktuell nur virtuelle Außenspiegel, 20-Zoll-Räder, Matrix-LED-Scheinwerfer und ein Head-up-Display.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2018)

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