Kommen die kleinen Autos unter die Räder?

Einsitzer mit vollem Frachtraum: Ford Ka+ in „Active“-Variante ab 13.190 Euro.
Einsitzer mit vollem Frachtraum: Ford Ka+ in „Active“-Variante ab 13.190 Euro. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Fahrbericht. Der Ford Ka+ Active will nicht Opfer des SUV-Booms sein, sondern an diesem partizipieren. Und trotzdem klein und billig sein.

Verschiedene Fahrzeugsegmente, vor allem die traditionellen Formate wie Minivans und Mittelklasse, dürfen sich ganz offiziell als Opfer des SUV-Booms sehen. Während die SUVs um rekordverdächtige 19 Prozent zulegten, weist die Statistik Austria praktisch allen anderen Klassen bei den Neuzulassungen im Vorjahr einen teilweise happigen Rückgang aus.

Erstmals sind auch die Kleinwagen darunter (minus 5,8 Prozent). Das freut die Hersteller in diesem margenschwachen Geschäft wenig, denn der Trend ist nicht auf Österreich beschränkt. Strategien gibt es verschiedene, auch der Ausstieg aus dem Kleinwagenbau gehört dazu. Es mehren sich die diesbezüglichen Streichkandidaten.

Mehr Auto

Eine andere Verteidigungslinie zeigt Ford mit dem Ka+, der in der Active-Variante eine Art SUV-Mimikry betreibt. Anbauteile in „robuster“ Ausführung, von Schwellern über Radhausläufen bis hin zu Unterfahrschutzdekor – das macht aus dem Ka+ zwar keinen Geländewagen, sieht aber ein bisschen danach aus. Nach mehr Auto.

Es kann schließlich nicht jeder in der Allrad-Trutzburg umherstolzieren, es braucht auch Autos am unteren Preissegment. Dort ist der Ka+ als Active, der nicht nach Büßerhemd aussieht, zu Hause. Mit einem Kaufpreis von 13.190 Euro und nicht vielen Möglichkeiten, den Tarif mit Extras in die Höhe zu treiben, rangiert er auf dem Niveau von Sonderausstattung, wie sie im Premiumbereich als standesgemäß gilt.

Lang auf dem Gaspedal

Dabei hat der Ford durchaus seine Qualitäten. Der Motor gehört vielleicht nicht vorrangig dazu, es ist ein etwas betagter Saugmotor, der zwar vier Zylinder hat, aber ohne den Punch von Fords aufgeweckten Turbodreizylindern auskommen muss. Man wird es zu dem Preis verwinden und bleibt halt lang auf dem Gaspedal stehen, wenn man flotter vorankommen oder in die Nähe der theoretischen Höchstgeschwindigkeit von – immerhin – 169 km/h gelangen möchte. Das lang übersetzte Fünfganggetriebe ist nicht sehr hilfreich.

Clemens Fabry

Aber Ford hat sich bemüht, etwas von der markentypischen Fahrwerkswürze für den Ka+ bereitzustellen. Mit dem leichten Auto und der agilen Lenkung lassen sich im Großstadtgewurl recht vergnüglich Haken schlagen. Und die Serienausstattung ist fast generös zu nennen. Front-, Seiten- und Kopfairbags, Klima, Tempomat, Sprachsteuerung (zum Telefonieren, Navigation ist auch gegen Aufpreis nicht zu haben), ein ordentliches Lederlenkrad und ein paar andere Kleinigkeiten vermitteln nicht das Gefühl, als Paria die Straßen zu kreuzen. Vor allem aber kann der Ka+ eines sehr gut: Platz bieten. Weder fühlt es sich auf den Sitzen beengt an, noch muss man an der Zuladung sparen. Wir haben den Ford im Selbstversuch so vollräumen lassen, wie man es schon bei einem mittleren SUV für ambitioniert halten würde. Aber mit gutem Willen und vor allem klugem Schlichten passt auch Reisegepäck für eine Segeltour samt Bootskomponenten in den vier Meter langen Viertürer. Dann ist der Ka+ freilich ein Ein- bis Zweisitzer. Besonders dankbar ist man, dass Ford einen Knopf zum Öffnen der Heckklappe am Fahrzeugheck untergebracht hat, das hat man früher frech eingespart.

So lässt sich nunmehr hantieren, ohne immer erinnert zu werden, dass man bei der Autoanschaffung gespart hat. Der natürliche Feind des Kleinwagens ist in dem Fall aber nicht das SUV, sondern der Nächstgrößere. Bei Ford wäre das der kaum teurere Einstieg zum Fiesta. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2019)

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