Stadtbild

Mit wie vielen Quadratmetern fängt denn Grünraum an?

Sitzecke statt Grün: Krafftgasse, Wien Leopoldstadt.
Sitzecke statt Grün: Krafftgasse, Wien Leopoldstadt. (c) Wolfgang Freitag
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Über „mangelnde Stadtbaumpflege“, „Wurzelsabotage“ und einen Leopoldstädter Beserlpark.

Vier Bäume, die dort nicht sind, wo sie hingehören: auf den Theodor-Herzl-Platz in der Wiener Innenstadt nämlich. Das war das Thema meiner Kolumne vergangene Woche. Ein Detail, das sich in den Tagen danach dank etlicher Leserhinweise zum grauen Gesamtbild weitete. Per Mail wurde da von jahrelangen – und erfolglosen – Versuchen berichtet, „die mangelnde Stadtbaumpflege“ bei Politik und Verwaltung zu thematisieren. Oder die „Wurzelsabotage“ angezeigt, durch die eine Baufirma eine Lindenallee in Wien Penzing bedrohe.

Frau S. wiederum schaute sogar persönlich in der Redaktion vorbei, um ihr grünes Leid zu klagen. Gewiss, in ihrem Fall handle es sich nur um einen Beserlpark, aber . . . Der Sachverhalt: Die bescheidene Grünfläche, mit der die Krafftgasse in die Untere Augartenstraße münde, sei im Zuge von Bauarbeiten einigermaßen ramponiert worden, und die mittlerweile in Angriff genommene Sanierung entspreche keineswegs dem Begrünungsstatus von ehedem. Die Bepflanzung mit Wiesen und Büschen sei auf 20 Quadratmetern einer Pflasterung für zwei Holzdecks gewichen, weiteres Grün gehe durch die Errichtung von Sitzecken verloren.

Stimmt schon: Den Quadratmetern nach mag das nicht nach einem eklatanten Übergriff klingen – aber wer wollte Anrainer schelten, wenn sie angesichts jüngster Hitzesommer auch für Kleinigkeiten sensibel sind?

Die andere Seite der Debatte offenbarte sich in der Nacht, bevor meine Kolumne zum Theodor-Herzl-Platz erschien. Da hackten unbekannte Täter in der Leopoldstädter Blumauergasse sieben der neun „Wanderbäume“ nieder, mit denen der Verein Grätzloase Bewusstsein „für die zentrale Rolle von Bäumen gegen die Überhitzung“ schaffen will. Kein Zweifel: Nicht nur behördlicherseits scheint noch einiges an Bewusstseinsbildung in Sachen Grünraum nötig . . .

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2019)

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