Evangelische Kirche

Michael Chalupka: Predigt an „liebe CO2-Emittentinnen“

Michael Chalupka, geboren 1960 in Graz.
Michael Chalupka, geboren 1960 in Graz.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Der neue Bischof Michael Chalupka wurde feierlich in sein Amt eingeführt – und plädierte leidenschaftlich für „Klimagerechtigkeit“.

Wien. „Kraft, Freude und vergnügtes Wohlwollen Ihren Schäfchen gegenüber“ wünschte Alexander Van der Bellen, selbst seit Kurzem wieder Mitglied der evangelischen Kirche, seinem neuen Bischof, dem er „schlagfertigen Witz“ bescheinigte, mit dem Nachsatz: „Den trifft man ja nicht so häufig unter Bischöfen . . .“

Nicht nur durch die Ansprache des Bundespräsidenten hatte der Gottesdienst zur Einführung von Michael Chalupka in sein Amt etwas Staatstragendes und zugleich Fröhliches. Chalupka selbst wandte sich in seiner Predigt – über den Psalm 104, der ausführlich die Schöpfung preist und dann kurz die Sünder abtut – erst an die „lieben Geschöpfe unseres wunderbaren Gottes“, dann an die „lieben CO2-Emittentinnen“ und „Klimakollektenzahler“, ließ jedenfalls keinen Zweifel an dem Schwerpunkt, den er sich gesetzt hat: Bewahrung der Schöpfung, und die liest er als Kampf gegen den Klimawandel. So zitierte er, der 24 Jahre lang Direktor der Diakonie war, auch Greta Thunberg („die Enkelin einer Diakonin“) und sagte über seine Kirche: „Wir wollen Klimagerechtigkeit und sind bereit, etwas dafür zu tun.“ Die Frage des Umgangs mit der Schöpfung sei „immer auch eine Frage der Gerechtigkeit“, sagte er: „Die Klimakrise ist der aktuelle Ernstfall für das, was Gott von uns will.“ So wolle er auch auf den CO2-Verbrauch der eigenen Gemeinden achten.

Auch Chalupkas Vorgänger, Michael Bünker, betonte in seiner Amtseinführung das „Wohlergehen alles Geschaffenen“ und zitierte aus Chalupkas erster Predigt als Pfarrer im Jahr 1991: „Wenn wir das Fest feiern, dann feiern wir Gottes Schöpfung.“

Musikalisch feierte dieser Gottesdienst in der mit 900 Besuchern gesteckt vollen Gustav-Adolf-Kirche in der Gumpendorfer Straße das Fest in allen stilistischen Registern – von einer strengen Psalm-Vertonung von Heinrich Schütz über ekstatischen Gospel („Say Yes“) bis zu klassischem protestantischen Liedgut („Ich singe dir mit Herz und Mund“ von Paul Gerhardt). In der Liturgie ungewöhnlich war, dass die Gemeinde anstelle des üblichen Credos ein Glaubensbekenntnis des Theologen Dietrich Bonhoeffer sprach, mit Sätzen wie: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstand geben will, wie wir brauchen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2019)

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