Großbrand: „Ein schwarzer Tag für Kalifornien“

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Starke Winde und Trockenheit treiben die Feuer auf die Großstädte an der Küste zu und führten zur größten Evakuierungsaktion in der Geschichte San Diegos.

Los Angeles/San Diego (red.).„Seht zu, dass Ihr wegkommt!“ Der Mann im Fernsehen ist aufgelöst, seine Warnung eindringlich, gespenstisch illuminiert von den Feuern, die derzeit außer Kontrolle im Süden Kaliforniens lodern. Die Brände weiteten sich gestern, Dienstag, dramatisch aus, mit Flammenwalzen, die von starken Winden angefacht immer weiter auf die Großstädte an der Küste zurollten. Der Bezirk San Diego erlebte die größte Evakuierungsaktion seiner Geschichte, die Stadt Ramona mit 36.000 Bewohnern wurde vollständig geräumt.

300.000 Menschen waren auf der Flucht, weitere 200.000 aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen, ein Mensch kam bisher ums Leben, 40 Personen wurden verletzt, darunter 17 Feuerwehrleute, 900 Gebäude und 110.000 Hektar Land wurden zerstört, weitere 15.000 Häuser waren von den Flammen bedroht. 10.000 Menschen mussten die Nacht auf Dienstag im Stadion der San Diego Chargers verbringen.

Die wohl größten Sorgen aber bereitete den Verantwortlichen, dass sich auch für die nächsten 36 Stunden keine Verbesserung der Situation abzeichnet.

„Das ist ein schwarzer Tag für den Landkreis San Diego und für Kalifornien“, sagte der aus Österreich stammende Gouverneur des US-Staates, Arnold Schwarzenegger. Er rief noch am Montagabend für sieben Provinzen den Notstand aus und machte so den Weg für staatliche Hilfe frei. Schwarzenegger konnte sich dabei einen Seitenhieb auf die chaotischen Zustände nach der Verwüstung New Orleans' durch den Wirbelsturm Katrina im August 2006 nicht verkneifen: „Amerikanische Städte und Bürger haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, sagte er. „Wir wollen ganz sicher sein, dass wir gut vorbereitet sind.“

Auch das Pentagon hilft

Die Nachbarbezirke Nevada und Arizona sprangen Kalifornien bei. Auf Ersuchen Schwarzeneggers sagte auch das Pentagon die Entsendung von sechs großen Löschfahrzeugen aus Wyoming und North Carolina zu. 1500 Angehörige der kalifornischen Nationalgarde wurden angewiesen, die Feuerwehr im Kampf gegen die Flammen zu unterstützen. Und die braucht jeden zusätzlichen Helfer: „Es brennen mehr Häuser als wir Leute haben“, meinte Lisa Blake von der Feuerwehr in San Diego. „Heute werden viele Leute ihr Haus verlieren.“

Und es sind nicht irgendwelche Behausungen, die der Reihe nach von dem Feuer gefressen werden, dem die Medien bereits den Spitznamen „Witch Fire“ (Hexenfeuer) gegeben haben. Denn die betroffenen Gebiete gelten als beliebtes Rückzugsgebiet der Hollywood-Stars, denen das Hügelland nördlich und südlich von Los Angeles einerseits Privatsphäre und andererseits die Nähe zur Filmmetropole bietet. Mel Gibson und Olivia Newton-John mussten den Flammen bereits weichen, Tom Hanks und Jennifer Aniston müssen noch um ihre Anwesen zittern.

Der Schauspieler Sean Penn verlor bereits ein Grundstück an das Feuer. 2003 traf es ihn allerdings noch härter. Damals brannte sein Haus ab. Bei dem verheerenden „Zedernfeuer“ vor vier Jahren starben 15 Menschen, 300 Häuser wurden zerstört.

Insgesamt 14 Feuer verwandeln die kalifornische Westküste derzeit in „ein riesiges Lagerfeuer“ (ein Augenzeuge). Ein Brand war durch eine abgerissene Hochspannungsleitung entstanden, ein anderer durch ein brennendes Auto, bei einem dritten wird Brandstiftung nicht ausgeschlossen.

Es bleibt heiß und windig

Die Situation wird diesmal dadurch verschlimmert, dass die Santa-Ana-Winde wesentlich stärker wehen als sonst und die Feuer ständig anfachen. Sturmböen von bis zu 120 Stundenkilometern machten außerdem Löscharbeiten aus der Luft fast unmöglich. Meteorologen sagen auch für die nächsten Tage heftige Winde, Tagestemperaturen über 30 Grad und große Trockenheit voraus – ideale Bedingungen für das Feuer, ein Horrorszenario für die Einsatzkräfte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2007)

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