Hietzinger Bürger auf den Barrikaden

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Mehrere Initiativen versuchen, Bauprojekte zu verhindern. Beim Konflikt um das geplante Burnout-Zentrum im Hörndlwald gab es 2017 einen Teilerfolg. Eine Zugstrecke für die S80 in Hochlage ist dagegen noch nicht vom Tisch.

Wien. Für die Bürgerinitiative „Rettet den Hörndlwald“ war das vergangene Jahr ein positives. Im Kampf gegen eine geplante Klinik – unmittelbar beim Lainzer Tiergarten – konnte 2017 ein Erfolg erzielt werden: Die Burnout-Klinik kommt nicht. Sie wird zuerst als Provisorium im Pavillon 14 des Geriatriezentrums Wienerwald (GZW, früher Lainz) geführt, der endgültige Standort wird aber der Rosenhügel sein, sagt Christian Rachbauer, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft pro mente.

Wenige Tage vor Weihnachten waren die letzten sanitätsrechtlichen Bewilligungen für den Betrieb am GZW erteilt worden. Voraussichtlich im Februar wird dort die Burnout-Klinik für 40 Patienten aufgesperrt. Geplant ist es als Provisorium für einige Jahre, denn parallel wird das Areal am Rosenhügel als endgültiger Standort vorbereitet. Dort sollen dem Vernehmen nach desolate Wirtschaftsgebäude abgerissen werden. Architektenentwürfe gibt es bereits. Man sei aber noch in Verhandlungen mit dem Grundeigentümer, der Rothschild-Stiftung.

Zwar ist damit das Klinik-Projekt im Hörndlwald gestorben, aber ob ein anderes Projekt dort errichtet wird ist noch offen. „Wir haben da noch keine konkreten Pläne. Aber wenn, dann müsste es etwas im medizinischen Bereich sein“, sagt Rachbauer. Eine Option sei auch, das Gelände der Stadt zurückzugeben. „Wir wollen jedenfalls keinen neuen Aufstand dort haben.“ VP-Bezirkschefin Silke Kobald steht hinter den Anliegen der Bürger. „Wir sind dafür, dass im Hörndlwald gar nichts gebaut wird und das Areal renaturisiert wird.“

Ein weiteres Thema, das die Hietzinger im vergangenen Jahr beschäftigte, war der von den ÖBB geplante Ausbau der Verbindungsbahn. Wie berichtet, soll die bestehende Strecke der S80 ausgebaut und die Frequenz der Züge deutlich erhöht werden. Das Hauptproblem ist aber, dass die bisher ebenerdige Trasse künftig in Hochlage geführt werden soll. Konkret heißt das, dass die Bahn in zehn Meter Höhe fahren wird, unmittelbar neben den Fenstern vieler Anrainer.

Tunnel statt Hochlage?

Als diese Pläne im Sommer konkreter wurden, wurden Proteste laut, eine Bürgerinitiative bildete sich und auch die Bezirksvorstehung stellte sich gegen das Projekt. Bei einer sehr emotional geführten Bürgerversammlung im Oktober (Motto: Fast alle gegen die ÖBB), kündigten schließlich die Bahnvertreter erstmals an, die bisher strikt abgelehnte Variante einer Tieferlegung der Trasse zu überprüfen.

Im Gegensatz zu einer Hochlage, wo ein reibungsloser Verkehr unter den Brücken möglich wäre, würde die Tunnelführung Schrankenschließungen stark erhöhen, so die ÖBB. Ein Knackpunkt bei einer Tunnelführung sei aber der Wienfluss, da hier 25 Meter überwunden werden müssten. Dies hätte Auswirkungen bis zum Bahnhof Hütteldorf. Auf jeden Fall wolle man diese Erkenntnisse im Frühjahr der Bevölkerung präsentieren.

Parallel zu den Aktivitäten vieler Anrainer und der Bürgerinitiative läuft auch eine im Parlament eingebrachte Petition gegen das Projekt. Dem Vernehmen nach setzen einige Trassen-Gegner auch darauf, dass die neue Führung im Infrastrukturministerium das Projekt grundsätzlich anzweifeln könnte. „Der Streit um die Verbindungsbahn“, sagt Bezirkschefin Kobald, „wird uns die nächsten Jahre noch beschäftigen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2018)

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