Konferenz: Der Klimagipfel und das Mädchen

Der Terminator mit grüner Krawatte: Arnold Schwarzenegger beim „R20 Austrian Summit“ in der Wiener Hofburg.
Der Terminator mit grüner Krawatte: Arnold Schwarzenegger beim „R20 Austrian Summit“ in der Wiener Hofburg.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Arnold Schwarzenegger und Greta Thunberg waren die Stars beim „R20 Austrian World Summit“ in Wien. Sie versuchten den Teilnehmern klar zu machen, dass die Zeit davonlaufe.

Wien. Der Morgen begann mit einem bedrohlichen Ticken. Immer lauter wurde das Tick-Tack, dann brach es plötzlich ab, und in der Hofburg ging das Licht aus. Zumindest im Großen Redoutensaal, in dem sich an diesem Dienstag hunderte Menschen zum R20 Klimagipfel versammelt hatten.

Es wäre keine Veranstaltung Arnold Schwarzeneggers, würde man auf Inszenierung verzichten, und die Botschaft diesmal war wohl klar: Die Zeit läuft uns davon.

Zum dritten Mal hatte er in Wien zum „R20 Austrian World Summit“ nach Wien geladen. Hinter dem Kürzel R20 verbirgt sich eine NGO, die Schwarzenegger gemeinsam mit den Vereinten Nationen gegründet hat und die das Ziel hat, beim Klimaschutz dort anzusetzen, wo er schon jetzt passiere: In den Regionen, bei lokalen Projekten, im städtischen Bereich oder bei Unternehmen.

Im Foyer reihten sich denn auch die Stände von Unternehmen, von der Energie Steiermark über die ÖBB bis zu Versicherern wie der Allianz. Drinnen hörte man viel Deutsch, immer wieder begrüßten einander alte Bekannte aus dem Umweltbereich, aber auch internationale Delegationen waren angereist, etwa aus dem erst kürzlich von Zyklon Idai heimgesuchten Mosambik.

Der Klimanotstand sei längst da, konstatierte denn auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Es gebe Dürren und Hochwasser, „Menschen verlieren ihr Leben“. Notwendig sei „eine neue industrielle Revolution.“ Und: „Die Menschen müssen nicht nur um die Dringlichkeit wissen, sie müssen auch spüren, was hier auf dem Spiel steht.“

Viel zu wenig Bewusstsein sah auch der Stargast der von Monika Langthaler organisierten Konferenz, die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg (siehe auch S. 9). Ihre wichtigste Erkenntnis nach neun Monaten in der Öffentlichkeit sei: „Eine große Mehrheit der Menschen weiß viel weniger, als wir glauben.“ Viele wüssten nur vage über die Auswirkungen des Klimawandels Bescheid. Begriffe wie Feedback Loops, Tipping Points oder galoppierender Treibhauseffekt, mit denen Experten täglich hantieren, seien für die meisten Fremdwörter. Als sie selbst erstmals vom Klimawandel gehört habe, war sie „erstaunt darüber, dass das nicht überall in den Schlagzeilen war und nicht rund um die Uhr darüber geredet wird“. Eigentlich hätte längst ein globaler Notstand ausgerufen werden sollen, die Politik in pausenlosen Krisensitzungen tagen. Doch das Leben ist kein Actionfilm. Stattdessen werde das Thema „behandelt wie alle anderen auch“. Für ihre wohlformulierte Rede erhielt Thunberg Standing Ovations, während derer sie verlegen an ihrem Wasserglas nippte.

Es ist wohl diese Schnittstelle zwischen Politik, Experten und Öffentlichkeit, in der Schwarzenegger seine Rolle sieht, wenn er als Schauspieler und Ex-Gouverneur des in Klimafragen innovativen Kaliforniens von „Climate Action Heroes“ spricht und an der Seite des pink gekleideten Mädchens aus Schweden auftritt. Wobei die beiden, bei aller Unterschiedlichkeit, eines gemeinsam hätten: Man habe beide (ihn mehrmals) für verrückt erklärt. Sein Rat: „Weitermachen.“ Es seien die Träumer, nicht die Zweifler, die die Welt verändern.

Enttäuscht von „Austria“

Dass nicht einmal Österreich, „my home country“, seine Klimaziele einhalte, habe ihn übrigens „schrecklich enttäuscht“. Die Zeit seit limitiert, warnte Schwarzenegger, aber auch UN-Generalsekretär António Guterres, der nach dem Schauspieler das Mikrofon ergriff. Guterres, der nicht nur beim Klimagipfel auftrat, sondern (auch) anlässlich der 40-Jahr-Feiern der in Wien ansässigen UN-Behörden aus New York angereist war, wies auf die Verantwortung der Politik hin: „Das Geld der Steuerzahler, unser Geld wird dazu verwendet, Hurrikans stärker zu machen, Gletscher zu schmelzen, Korallen zu bleichen, die Welt zu zerstören“, kritisierte er Subventionen herkömmlicher Technologien. Bei der nächsten Klimakonferenz im September in New York erwarte er daher, dass die Politiker nicht mit schönen Reden, sondern mit konkreten Maßnahmen aufwarten.

Von ganz konkreten Auswirkungen des Klimawandels berichtete Manuel de Araújo, Bürgermeister der Stadt Quelimane in Mosambik. Das Land wurde in den vergangenen Monaten von zwei Wirbelstürmen heimgesucht, von der UNO als die schlimmsten Wetterereignisse in der südlichen Hemisphäre bezeichnet. Bereits vor drei Jahren habe Mosambik begonnen Strategien auszuarbeiten, um diesen extremen Wettersituation begegnen zu können. Doch alles hinge von der Finanzierung ab, die alles andere als gesichert sei.

Angekündigte Reden von Sebastian Kurz oder Außenministerin Kneissl mussten abgesagt werden. „Wir haben da eine kleine Regierungskrise“, meinte Präsident Van der Bellen gelassen. „Wir schaffen das“, aber die Situation erfordere seine Zeit. Daher könne er nicht den ganzen Tag bleiben. Und eilte zur Enthebung der Regierung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2019)

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