Im Siemens-Werk in Simmering wurde der erste lackierte Wagenkasten der neuen X-Wagen vorgestellt. Sie sollen ab 2022 im Wiener Netz unterwegs sein - auf der U5 ab 2025 sogar ohne Fahrer.
Die neue Generation der Wiener U-Bahn wird langsam greifbar. Am Donnerstagvormittag wurde in den Hallen von Hersteller Siemens ein erster lackierter Wagenkasten der neuen X-Wagen präsentiert. Seine größte Besonderheit: Die U-Bahn ist auch für den fahrerlosen Betrieb geeignet. Auf der künftigen U5 soll der X-Wagen tatsächlich selbstfahrend unterwegs sein.
Abgesehen vom Rahmen, war allerdings noch nichts zu sehen - das Innenleben wird erst in den kommenden Monaten eingebaut. Soviel vorweg: Der X-Wagen hat einen offen gestalteten Innenraum mit großen Einstiegsbereichen. Vor allem für Fahrägste mit Kinderwägen und Gepäck soll es viel Platz geben. Und alle Türen haben Klapprampen, um auch Rollstuhlfahrern barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020 soll die erste Garnitur an die Wiener Linien ausgeliefert werden.
Nun ist er also auch in echt zu sehen: Der neue X-Wagen der Wiener Linien, der ab 2025 auf der U5 fahren soll. Zumindest wurde am Donnerstagvormittag ein lackierter Wagenkasten gezeigt, der einen ersten Eindruck vermitteln soll. APA/ROLAND SCHLAGER Aus Visualisierungen kennt man sie ja schon. Der Name der neuen Generation - X-Wagen. Er ist, so wie schon die V-Wagen und die Silberpfeile, aus dem Hause Siemens. Die X-Wagen sollen auch schrittweise die Silberpfeile ersetzen. Siemens AG Österreich Sie können vollautomatisch, also ohne Fahrer, unterwegs sein. Eine Eigenschaft, die sie erst mit Eröffnung der neuen U5 im Jahr 2025 tatsächlich ausspielen werden. Aber schon davor, ab vermutlich 2022, werden die neuen Züge auf den Linien U1 bis U4 zum Einsatz kommen. Bis 2030 sollen insgesamt 34 Züge ausgeliefert werden. Siemens AG Österreich Innen unterscheiden sich die neuen U-Bahn-Garnituren klar von den Vorgängern: Die Einstiegsbereiche sind offener, wodurch das Ein- und Aussteigen schneller gehen soll. Die X-Wagen werden zwar weniger Sitzplätze haben als die bisherigen U-Bahn-Züge, dafür fassen sie insgesamt mehr Fahrgäste: 928 nämlich, statt bisher 882. Siemens AG Österreich Neu angeordnet werden auch die Sitzplätze sein. Zusätzlich zu den gewohnten Quersitzen wird es auch Längs- und Klappsitze geben. Siemens AG Österreich Sitzplätze für Menschen mit besonderen Bedürfnissen werden - wie international mittlerweile üblich - blaue Polsterung bekommen: Damit sind sie besser erkennbar. Siemens AG Österreich Die neuen U-Bahn-Garnituren sind dank Klapprampen barrierrefreier: Zudem wird es im Inneren mehr Raum für Rollstuhlfahrer und Kinderwägen geben. Siemens AG Österreich Auf der U5 werden die X-Wagen vollautomatisch - also ohne Fahrer - unterwegs sein. Ein U-Bahn-Fahrer wird aber - zumindest anfangs - in jeder Garnitur mit dabei sein. Vollautomatische U-Bahn-Züge sind übrigens keine Wiener Eigenheit: 70 bis 80 Prozent der neugefertigten U-Bahnen weltweit können fahrerlos unterwegs sein. Siemens AG Österreich Bevor die neuen Garnituren in Betrieb gehen, ist der sogenannte V-Wagen der aktuellste Typ in der U-Bahn-Flotte der Wiener Linien. Wiener Linien Die Züge, die Ende der 1990er Jahre von einem Konsortium von Siemens, Elin und Adtranz entwickelt wurden, sind seit Sommer 2006 im regelmäßigen Einsatz im Wiener U-Bahn-Netz. Wiener Linien Im Gegensatz zu den älteren Silberpfeilen sind die V-Wagen durchgehend begehbar. Der Innenraum ist etwas breiter, dafür etwas niedriger. Ein Zug ist insgesamt 112 Meter lang und fasst rund 900 Passagiere. Wiener Linien/Christoph H. Breneis Davor und auch bis heute ist es vor allem der Silberpfeil, der das Bild der Wiener U-Bahn prägt. Der Spitzname des Typ U leitet sich von den legendären Mercedes-Rennwagen aus der Formel 1 ab. Philipp Splechtna 1972 wurde der erste Wagen ausgeliefert. Sie wurden bei Simmering-Graz-Pauker in Wien entwickelt. Wiener Linien 1973 wurde die erste Garnitur für Probefahrten durch einen Schacht auf die Gleise der U1 gehoben. Tatsächlich in Echtbetrieb mit Passagieren ging der Silberpfeil am 25. Februar 1978. (c) APA/WIENER LINIEN (UNBEKANNT) Seither sind die Silberpfeile im Einsatz. An ihrem äußeren Erscheinungsbild änderte sich seither kaum etwas - in der Regel sind drei Doppeltriebwagen mit je 36,8 Metern Länge auf der Strecke unterwegs - mit 294 Sitz- und 546 Stehplätzen. Wiener Linien Als die U2 nur zwischen Karlsplatz und Schottenring verkehrt und noch liebevoll "Grottenbahn" genannt wurde, waren dort auch Garnituren mit nur zwei Doppelwagen als Kurzzüge unterwegs. Das fand mit der Verlängerung der U2 Richtung Norden ein Ende. Wiener Linien Ein bisschen anders sah es auf der Strecke der U6 aus. Auf der Gürtellinie war früher die Stadtbahn unterwegs. Eine Adaptierung der Strecke für die Silberpfeile wäre teuer gekommen - außerdem entschied man sich aus Gründen des Denkmalschutzes (Stichwort Otto Wagner) für eine eigene Lösung. Wiener Linien Statt der alten N1-Stadtbahngarnituren kamen in den 80er Jahren bereits auf der Stadtbahnstrecke neue E6 (Triebwagen) und c6 (Beiwagen) zum Einsatz. Die Type E6 wurde von Lohner gebaut, die Motoren kamen von Rotax. Wiener Linien Die charakteristischen Wagen waren in Wien von 1979 bis 2008 in Wien in Betrieb - zunächst als Stadtbahn, ab 1989 als U6. Basis für die Wagen war übrigens der sogenannte Typ Mannheim - eine Fahrzeugreihe, die unter anderem auch bei der Wiener Straßenbahn eingesetzt wurde. Ein großer Unterschied: Bei der U-Bahn gab es Einstiege auf beiden Seiten. Wiener Linien Die E6 hatten allerdings einen entscheidenden Nachteil - sie waren nicht barrierefrei. Und so wurden von Bombardier neue Niederflurfahrzeuge - Typ T - entwickelt, die die E6 ablösen sollten. Zeitweise waren die alten Garnituren mit einem zwischengeschalteten barrierefreien neuen Wagen unterwegs. Wiener Linien Bald sollten die alten E6 aber verschwinden. 2008 wurden sie durch die neuen T-Wagen abgelöst. Einige wurden verschrottet, einige dagegen wurden nach Utrecht und Krakau verkauft, wo sie als Straßenbahnen zum Einsatz kamen. Clemens Fabry Ende 1993 fuhr der erste Typ T auf der U6 - bis 2008 noch im Mischbetrieb mit den alten E6, ab dann waren nur noch die Niederflurfahrzeuge auf der Strecke der U6 unterwegs. Und sind es heute noch. Lichtbildstelle Wiener Linien Neue Wiener U-Bahnen: Der "X-Wagen" kommt nach den Silberpfeilen Danach soll die neue U-Bahn etwa sechs bis neun Monate testweise im U-Bahnnetz unterwegs sein - vor allem in der Nacht. Sobald eine Betriebsbewilligung vorliegt, darf sie dann auch Fahrgäste befördern - das soll voraussichtlich 2022 passieren. Zunächst noch mit Fahrern auf den Linien U1 bis U4. Mit Eröffnung der U5, die 2025 geplant ist, soll der X-Wagen dann selbstfahrend zwischen Karlsplatz und Frankhplatz/Altes AKH unterwegs sein.
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