Geschäfte mit privaten Daten

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Für Internet-Unternehmen sind personalisierte Daten ihrer Benutzer eine wertvolle Ressource – gegen die Erfassung schützen kann man sich kaum.

Wien (chz). Bislang war das Eindringen in die Privatsphäre vor allem das Metier staatlicher Organisationen. Erst der Aufstieg des Internets machte das unauffällige Sammeln personenbezogener Daten zu einem kostengünstigen und einträglichen Geschäft. Schnell entdeckten Dienste wie Google oder Amazon das finanzielle Potenzial der elektronischen Spuren, die jeder – oft unwissentlich – im Internet hinterlässt.

Vorräte für den Datenwinter

Google etwa archiviert aus gutem Grund fast alles, was sich je Benutzer speichern lässt: Von Suchanfragen über Emails bis hin zu Satellitenfotos. Sollte die nächste Internet-Blase platzen, könnte der Verkauf der Datenvorräte den Konzern über Wasser halten. Marktforscher und Regierungen dürften aber bereits heute an den Google-Beständen interessiert sein. Der enorme Datenberg – derzeit wickelt Google mehr als die Hälfte aller Internet-Suchanfragen ab – würde es erlauben, Interessensprofile einzelner Nutzer oder ganzer Staaten zu erstellen. Und natürlich könnte das Material auch bei der Suche nach Dissidenten oder Terroristen hilfreich sein. Offiziell verwendet Google die Daten derzeit zur Schaltung kontextbezogener Werbung. Doch nicht nur die Internet-Riesen dringen in die Privatsphäre ihrer Nutzer ein – auch eine Vielzahl kleiner Unternehmen versucht sich im Geschäftsfeld Data-Mining.

Aus technischer Perspektive gibt es bei der Erfassung von Benutzerdaten mehrere Möglichkeiten: Bewährte Methoden sind die Speicherung der IP-Adresse – also der Kennzahl des Internet-Anschlusses – und das Ablegen von „Cookies“ – kleiner Identifikationsdateien – auf dem Rechner. Während IP-Adressen „nur“ Auskunft über den verwendeten Anschluss geben, kann über ein Cookie jeder Rechner eindeutig identifiziert werden – es lässt sich allerdings auch eigenhändig entfernen. Das Aufscheinen der IP-Adresse kann nicht verhindert werden. Die profitträchtigsten Daten liefern aber persönliche Benutzer-Konten. Über sie kann die Person, die auf die Seite zugreift, eindeutig identifiziert werden – egal welchen Rechner oder Anschluss sie benutzt. Die Benutzer werden darum in den letzten Jahren verstärkt zur Registration gedrängt. Auf das Studentennetzwerk „StudiVZ“ oder die Business-Plattform „Xing“ etwa, hat nur Zugriff, wer sich registriert.

Dass eine Anmeldung aber jedem – also auch potenziellen Arbeitgebern oder der Polizei offen steht – scheinen viele Benutzer zu verdrängen. Freimütig werden der eigene Bekanntenkreis offen gelegt und gesellschaftlich verpönte Bekenntnisse abgegeben.

Jugendsünden rächen sich

In den nächsten Jahren könnte dieses Verhalten zunehmend zum Problem werden – denn das Internet vergisst nichts. So mancher Jobsuchende dürfte dann wenig erfreut sein, wenn Google bei seinem Namen Party-Fotos oder politische Stellungnahmen aus der Studentenzeit auswirft. Die eigenen Einträge wieder zu entfernen, ist teils unkompliziert, teils aufwendig. Die Löschung fremder Aufzeichnungen ist oft unmöglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2007)

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