Pakistan: "Mr. Zehn Prozent" wird Präsident

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Asif Ali Zardari, der Witwer der ermordeten Oppositions-Politikerin Benazir Bhutto, ist in der Bevölkerung wegen seiner Korruptionsaffären wenig beliebt. Kenner zweifeln an den Fähigkeiten des Mannes mit dem zweifelhaften Ruf.

Der amtierende Vorsitzende der regierenden Pakistanischen Volkspartei (PPP), Asif Ali Zardari, hat die Präsidentenwahl in Pakistan gewonnen. Der Witwer der ermordeten früherern Regierungschefin Benazir Bhuto habe 481 von insgeamt 702 möglichen Stimmen in der Wahlversammlung erhalten, erklärte der Chef der Wahlkommission, Qazi Mohammed Farooq. "Ich gratuliere Asif Ali Zardari zu seinerr Wahl", so Farooq weiter. Zardari galt als Favorit für die Nachfolge von Pervez Musharraf, der vor knapp drei Wochen als Staatsoberhaupt zurückgetreten war.

Zardari vor großen Herausforderungen


Das Land steckt mitten in einer Wirtschaftskrise, gleichzeitig greifen militante Islamisten immer offener die bestehende Ordnung an. Den Kampf gegen den Terrorismus erklärte Zardari deshalb schon zu einer seiner wichtigsten Aufgaben. Ein grundsätzlicher Kurswechsel ist von ihm nicht zu erwarten, auch die bislang engen Beziehungen zu den USA stehen wohl nicht zur Disposition.

Daran ändern wohl auch die Angriffe von US-Truppen auf pakistanischem Gebiet nichts, die sich gegen Anhänger der Taliban und des Terrornetzwerks Al Kaida in der Grenzregion richten. Dabei werden aber immer wieder auch Unschuldige getroffen, was in Pakistan für große Empörung sorgt.

Zardari wird aber darauf achten müssen, dass er sich nicht zu eng an die USA anlehnt, da ihn dies die Unterstützung der Bevölkerung kosten könnte. Schon jetzt wandten sich kurz vor der Wahl einzelne Abgeordnete aus den betroffenen Regionen von ihm ab. Trotz aller Kritik wird sich Pakistan aber nicht von den USA abwenden können, dazu ist das Land viel zu sehr auf die Milliarden Dollar der US-Wirtschaftshilfe angewiesen.

Politische Kenner zweifeln daran, ob Zardari überhaupt in der Lage ist, die krisengeschüttelte Atommacht Pakistan zu führen. "Ein Irrer will die Macht in Pakistan", urteilte ein Journalist der englischsprachigen Zeitung "Dawn" vor der Wahl gegenüber "Spiegel Online": "Aber mit Irren an der politischen Spitze hat unser Land ja Erfahrung. Wenn man ehrlich ist, sind solche Leute bei uns ja eher die Regel als die Ausnahme."

Aufstieg des "Mr. Zehn Prozent"


Seinen Aufstieg hätte vor wenigen Monaten kaum jemand für möglich gehalten. Nur 26 Prozent der Pakistaner wollten Zardari als Staatschef, das ergab laut "Spiegel Online" eine Gallup-Umfrage. Zardari gilt als Playboy, der sich in die reiche Bhutto-Familie einheiratete. Gerüchte, dass er seine Frau geschlagen haben soll, schadeten seinem Image ebenfalls.

Kritiker sehen Zardari als Symbol von Korruption und Misswirtschaft, die Pakistan in den 90er Jahren fast in den Ruin führten. Zardari erhielt damals den Spitznamen "Mr. Zehn Prozent", weil er während der Amtszeit seiner Frau als Ministerpräsidentin Bestechungsgelder eingestrichen haben soll.

Besonders schwer wiegen laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" aber die Vorwürfe von Zardaris Nichte, Fatima Bhutto. Sie macht Zardari für den Tod ihres Vaters Murtaza Bhutto, dem älteren Bruder Benazir Bhuttos, verantwortlich. Dieser war 1996 in Karachi auf offener Straße erschossen worden. Zwischen Murtaza Bhutto und Zardari habe es häufig Streit gegeben. Hauptvorwurf von Murtaza: Zardari habe die Partei PPP zu einer "Gelddruckmaschine für die feudalistische Volkspartei-Führung" umgebaut.

Er verbrachte Jahre im Gefängnis, ohne je verurteilt worden zu sein. In Medienberichten war auch von einer psychischen Krankheit die Rede. Nach seiner Darstellung waren die Anschuldigungen politisch motiviert.

Anschlag überschattet Wahl


Überschattet wurde die Wahl von einem Anschlag im Nordwesten des Landes. Ein Selbstmordattentäter tötete an einem Kontrollposten der Polizei mit einer Autobombe mindestens 30 Menschen. Weitere Personen seien unter den Trümmern von zwei beschädigten Gebäuden eingeschlossen, sagte ein Polizeisprecher.

Schauplatz des Anschlags war der Stadtrand von Peshawar. In der Vergangenheit haben sich mehrfach pakistanische Taliban zu Selbstmordanschlägen bekannt, die sie als Rache für Offensiven der Streitkräfte im Nordwesten des Landes bezeichneten.

(Ag./Red.)

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