Israelische Angriffe auf Gaza: Mindestens 300 Tote

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Israel GazaEPA/JIM HOLLANDER
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Israel fliegt seit Samstag Luftangriffe auf den Gaza-Streifen. Derzeit werden gepanzerte Fahrzeuge für einen möglichen Bodeneinsatz zusammen gezogen, tausende Reservisten werden einberufen. Der UN-Sicherheitsrat fordert ein Ende der Kämpfe.

Nach den israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen steigen die Opferzahlen immer weiter. Wie die palästinensische Gesundheitsbehörde am Sonntag in Gaza mitteilte, sind seit Beginn der Luftangriffe am Samstagvormittag mindestens 300 Menschen getötet worden, darunter auch Frauen und Kinder. Rund 1000 weitere Palästinenser sind den Angaben zufolge verletzt worden.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schickt zur Behandlung verletzter Palästinenser Arznei und medizinisches Gerät in den Gazastreifen. Die Krankenhäuser dort würden von Ausmaß und Art der Verletzungen überwältigt, erklärte das IKRK am Sonntag in Genf. Eine Lieferung des IKRK mit medizinischen Hilfsgütern sollte am Sonntag in Gaza eintreffen. Der palästinensische Rote Halbmond will am Montag fünf Krankenwagen von Jerusalem nach Gaza entsenden.

6500 Reservisten einberufen

Erstmals seit dem Libanon-Krieg vor fast zweieinhalb Jahren hat Israel die Mobilisierung von Reservesoldaten gebilligt und bereitet damit einen möglichen Bodeneinsatz im Gazastreifen vor. Israelische Medien berichteten am Sonntag, die Regierung habe entschieden, 6500 Soldaten sollten einberufen werden.

Bei der israelischen Militäroperation "Gegossenes Blei" im Gazastreifen sind seit Samstag über 280 Palästinenser getötet und mehr als 900 verletzt worden. Der Einsatz soll den ständigen Raketenbeschuss israelischer Grenzorte durch militante Palästinenser unterbinden.

Abbas beschuldigt Hamas

Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas hat der radikalen Hamas die Hauptschuld an der Gewalteskalation im Gazastreifen gegeben. Die palästinensische Seite hätte die israelische Offensive verhindern können, wenn sie sich an den Waffenstillstand mit Israel gehalten hätte, sagte Abbas am Sonntag in Kairo. "Wir haben mit ihnen gesprochen und gesagt 'Wir bitten euch, haltet euch an den Waffenstillstand'... also, wir hätten es verhindern können", sagte Abbas mit Blick auf die innerpalästinensischen Gespräche zwischen Fatah und Hamas. Abbas gehört der moderateren Fatah-Bewegung an, die seit dem Umsturz im Gazastreifen durch die radikal-islamische Hamas nur noch das Westjordanland kontrolliert.

Die Palästinenser im Westjordanland sind am Sonntag einem Streikaufruf aus Protest gegen die israelische Offensive im Gazastreifen gefolgt. In der Stadt Hebron kam es zu Zusammenstößen mit israelischen Soldaten, die von Palästinensern mit Steinen beworfen wurden. Die Soldaten gingen mit Tränengas gegen sie vor.

Etwa 780 Palästinenser sind bisher bei der israelischen Operation "Gegossenes Blei" zum Teil schwer verletzt worden. Israel will mit dem Einsatz den andauernden Raketenbeschuss seiner Grenzorte unterbinden. Unterdessen rollten zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge zu einem möglichen Bodeneinsatz in Richtung Gazastreifen. Nach israelischen Medienangaben wurde die Zahl der Soldaten an der Grenze verstärkt. Verteidigungsminister Ehud Barak sagte, Israel werde mit Bodentruppen in den Gazastreifen einmarschieren, wenn dies notwendig sei.

Der UN-Sicherheitsrat hat von Israel und der radikalislamischen Hamas ein sofortiges Ende der Kämpfe gefordert. Die 15 Mitglieder des Gremiums riefen am Sonntag in New York in einer nicht bindenden Erklärung zu "einer sofortiger Einstellung aller Gewalt" auf. Die Konfliktparteien müssten "sofort alle militärischen Aktivitäten stoppen", hieß es in der Stellungnahme weiter, die der derzeitige Vorsitzende des Sicherheitsrats, der kroatische UN-Botschafter Neven Jurica, verlas.

Die Dringlichkeitssitzung war auf Antrag Libyens, des derzeit einzigen arabischen Mitglieds im UN-Sicherheitsrat, einberufen worden. Russland hatte einen Entwurf für eine nicht verbindliche Erklärung vorgelegt.

In einem dringenden Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und den Präsidenten des Sicherheitsrates verteidigte Israel sein Vorgehen im Gazastreifen. Die israelische UN-Botschafterin Gabriela Shalev argumentierte, Israel unternehme notwendige Militäraktionen, um seine Zivilbevölkerung vor fortgesetzten Terrorangriffen zu schützen, die aus dem Gazastreifen kämen.

Aus Protest gegen die Angriffe Israels haben die israelischen Araber einen Generalstreik ausgerufen. Israelische Medien berichteten am Sonntag, in den arabischen Ortschaften des Landes sollten mit Beginn der Arbeitswoche die Geschäfte geschlossen bleiben und ein Trauertag eingehalten werden. "Die arabische Öffentlichkeit kann ein solch schreckliches Massaker nicht schweigend hinnehmen", teilte das höchste Komitee israelischer Araber am Sonntag mit.

(Ag./Red.)

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