Bevor sich Farben künstlich herstellen ließen, nutzten die Menschen Blätter, Wurzeln und Insekten, um Textilien bunt einzufärben. Erkenntnisse zu den verwendeten Farbstoffen liefern auch Aufschlüsse über historische Handelswege.
Man nehme aus der Färberpflanze Krapp hergestelltes Rot und aus der Indigopflanze oder den Blättern des Färberwaids gewonnenes Blau. Dann tauche man die Fasern erst in das eine, dann in das andere Farbbad. Die Beschreibung, wie die Ägypter in der Spätantike Textilien färbten, klingt ein wenig nach einem Kochrezept. „Sie mischten auf diese Weise das sogenannte koptische Purpur, zarte Rosa- und Lila- bis kräftige Violett-Töne“, erklärt Regina Hofmann-de Keijzer. Nur in seltenen Fällen habe man dazu tatsächlich den aus den Drüsen mediterraner Purpurschnecken erzeugten Farbstoff genutzt.
Die an der Universität für angewandte Kunst in Wien tätige Botanikerin widmete ihr ganzes Forschungsleben den Färberpflanzen. Aktuell wirkt sie am vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt „Texte und Textilien im spätantiken Ägypten“ mit. Sie liefert naturwissenschaftliche Analysen für die an der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek angesiedelte Forschung. Dabei werden nicht nur Textilien, sondern auch Papyri, die über Herstellung und Handel informieren, untersucht und die Ergebnisse abgeglichen.