Geschichte

Das Mittelalter zum Nachkochen: Mandeln für die Potenz und gegen Reizhusten

Getreide war das Grundnahrungsmittel aller Stände. Während für die Bauern schon Brot eine Besonderheit war, verfeinerten die Adeligen ihre Gerichte mit exotischen Gewürzen und getrockneten Früchten aus dem arabischen Raum.
Getreide war das Grundnahrungsmittel aller Stände. Während für die Bauern schon Brot eine Besonderheit war, verfeinerten die Adeligen ihre Gerichte mit exotischen Gewürzen und getrockneten Früchten aus dem arabischen Raum.(c) Gemeinfrei/Bibliothèque nationale de France
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Grazer Wissenschaftlerinnen analysierten Rezepte aus dem Mittelalter und verfolgten ihre Spuren zurück bis in den arabischen Raum. Auf deren Reise ging nicht nur so manche Zutat, sondern auch Wissen verloren.

Tavuk Göğsü ist eine Süßspeise der türkischen Küche. Das weiße, cremige Dessert besteht aus Reismehl, Maisstärke, Mandelmilch, Zucker und Salz. Richtig zubereitet bleibt den Geschmacksknospen eine weitere wesentliche Zutat – Hühnerbrustfleisch – verborgen. Tavuk Göğsü ähnelt dem im mittelalterlichen Europa beliebten Gericht Blanc-manger, der weißen Speise. Kreuzritter und Händler hatten es aus dem arabischen Raum mitgebracht. In der Fastenzeit wurde das Huhn kurzerhand durch Fisch ersetzt, bis die Zutat in der Barockzeit ganz verschwand. Übrig blieb ein süßer Mandelpudding.

Cusculenecz, süßen Teigtaschen, die mit einer Mischung aus Zucker, Mandeln, Rosenwasser und Kampfer gefüllt wurden.
Cusculenecz, süßen Teigtaschen, die mit einer Mischung aus Zucker, Mandeln, Rosenwasser und Kampfer gefüllt wurden.(c) Ylva Schwinghammer

Reinheit und Sperma

Die Süßspeise ist ein gutes Beispiel dafür, auf welche Reisen Gerichte schon vor Hunderten von Jahren gingen. Gleichzeitig wird anhand ihrer schriftlichen Überlieferungen deutlich, welchen hohen Stellenwert Ernährung in der mittelalterlichen Denkweise einnahm – nicht nur als physische Notwendigkeit, sondern auch in der Gesundheitsprophylaxe und im symbolischen Sinn. Das Weiß von Blanc-manger stand etwa für Reinheit, aber auch für die Spermaproduktion. „Im Mittelalter hat man das Aussehen einer Speise oft mit verschiedenen Körperfunktionen in Verbindung gebracht“, erklärt die Germanistin Andrea Hofmeister von der Uni Graz. Das weiße Dessert sollte demnach die Potenz stärken.

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