Besucher Wiens waren entsetzt: Die barocke Kaiserstadt verstand nicht zu feiern, sie erstickte bei ihren Festen im höfischen Zeremoniell. Erst unter Maria Theresia wurde der Fasching lustig. Zum Beginn der Ballsaison: Eine Geschichte des Wiener Faschings.
Das Leben an einem Herrscherhof der Barockzeit muss man sich anstrengend vorstellen. Täglich trafen hier Menschen von Stand zusammen, jeder Schritt, jede Geste, jeder mimische Ausdruck, jedes Requisit, von Kleidung und Kopfbedeckung angefangen, waren Zeichen, in denen sich Rang und Status manifestierten. Buchstäblich auf Schritt und Tritt musste jeder hier bedacht sein, keinen Fehler zu machen. Streng überwachte der Zeremonienmeister jeden Schritt, hob verächtlich die Augenbrauen, hatte man etwas falsch gemacht.
War man bei der Begegnung am Treppenabsatz zu weit entgegengekommen, hatte man den Hut zu früh gezogen, zu schnell dem anderen den Vortritt gelassen – schon konnte das einen Ehrverlust bedeuten. Keine Blamage wurde vergessen. Ständig lauerten im Zeremoniell Konfliktanlässe. Wie konnte man an so einem Hof ein fröhliches Fest, einen ausgelassenen Ball im Fasching feiern? Eigentlich schwer denkbar.