Verfassungsrichter soll nicht mehr Anwalt sein dürfen

(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Die Neos beantragen im Nationalrat ein Verbot für VfGH-Mitglieder, andere Berufe auszuüben.

Wien. Michael Rami ist nicht nur Verfassungsrichter. Er ist auch Rechtsanwalt, und als solcher vertrat der Medienrechtsexperte am Montag FPÖ-Innenminister Herbert Kickl in einem Zivilprozess gegen den Abgeordneten Peter Pilz.

Neos-Verfassungssprecher Nikolaus Scherak nimmt das zum Anlass, um im Nationalrat eine Gesetzesänderung zu beantragen. Verfassungsrichtern soll verboten werden, einer weiteren Beschäftigung nachzugehen. „Die obersten Hüter der Verfassung müssen ihrer Aufgabe voll und ganz nachgehen können. Das Wachen über die Verfassung muss hauptberuflich erfolgen“, sagt Scherak zur „Presse“.

Unter Verfassungsrichtern ist es üblich, einem weiteren Job wie etwa als Anwalt nachzugehen. Gerechtfertigt wird das damit, dass sie Einblick in andere juristische Zweige haben sollen. Streng genommen gilt für die Juristen die Tätigkeit am Verfassungsgerichtshof (VfGH) als Nebenbeschäftigung zu ihrem anderen Beruf. Seit 2014 müssen Verfassungsrichter melden, welchen Aufgaben sie abseits des VfGH noch nachgehen.

Sorge um Befangenheit

Scherak verweist nun darauf, dass die Arbeit und die Aufgaben des VfGH immer mehr zugenommen hätten. Es brauche daher wie in Deutschland hauptberufliche Richter. „Es darf nicht einmal der Anschein entstehen, dass berufliche Abhängigkeiten die sachliche Entscheidung der Richter gefährden können“, meint der Abgeordnete.

Rami ist seit April 2018 Mitglied des VfGH. Er war auf Wunsch der FPÖ vom Bundesrat nominiert worden. Auch die VfGH-Mitglieder Sieglinde Gahleitner und Christoph Herbst sind Rechtsanwälte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Anwalt Michael Rami und FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache
Innenpolitik

Als Strache ausgegeben: FPÖ-Chef und Anwalt bleiben Prozess fern

Der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon wollte mit einem Tweet gegen das Urteil im Prozess gegen die frühere Grünen-Abgeordnete Sigrid Maurer protestieren. Der FPÖ-Chef sah darin seine Urheberrechte verletzt.
FPÖ-Chef Heinz Christian Strache, Anwalt Michael Rami (2.v.l.), Anwältin Maria Windhager (2.v.r) und Rudolf Fussi (r.)
Innenpolitik

Foto mit Identitären? Prozess Strache gegen Politberater Fußi

Rudolf Fußi hatte 2018 ein Foto veröffentlicht, versehen mit dem Satz: "Strache beim gemütlichen Zusammensein mit Identitären-Kader". Der FPÖ-Chef ortete eine Fälschung. Nun nahm er das zurück, begehrt aber Unterlassung und Schadensersatz.
Rechtsanwalt und Verfassungsrichter Michael Rami (l.) mit FPÖ-Obmann Vizekanzler Heinz-Christian Strache im Gericht.
Recht allgemein

Blauer Rechtsfreund über der roten Linie

Der Wiener Anwalt Michael Rami ist diese Woche für Vizekanzler Strache und Innenminister Kickl vor Gericht aufgetreten. Das wirft Fragen nach der Vereinbarkeit mit seiner Tätigkeit als Mitglied des Verfassungsgerichtshofs auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.