Geschmacksfrage: Das Gerbers im Kühtai

(c) Andre Schönherr
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Was es alles gibt: etwa einen ambitionierten Nobelasiaten in einem alten Skigebiet mit grüner Kuh. Und: Streif kulinarisch.

Eine der besten, weil allseits anwendbaren Weisheiten der Binse lautet: „Man muss nicht alles verstehen." Ich möchte hinzufügen: Aber man kann es lustig finden. So geschehen bei einem ausgedehnten Skiausflug ins kleine hochalpine Kühtai. Das Skigebiet im Südwesten Innsbrucks, das immer mit einer grünen Kuh im Werbewappen auffiel, ist mehr bei Einheimischen, also Tirolern und Deutschen, denn Touristen aus Übersee und -berg wie etwa Wienern bekannt. Zumal das fast schneesichere Gebiet im hintersten Sellraintal irgendwann stehen geblieben ist, also weder Hipster-Chalets noch Aperol-Hütten bauen und laut werden ließ. Im Gegenteil: Auf der Skihütte, die den Namen Kaiser Maximilians ein bisschen entehrt, gibt es arme Kellner, die einen offiziellen Bestell-Aufnahmestopp verkünden müssen, so viele Innsbrucker stürmen am späten Vormittag die Terrasse und sind am Nachmittag wieder weg. (Der Jubilar-Kaiser war hier übrigens angeblich jagen, die Preise und der Föhn in Innsbruck waren ihm zu viel.)

(c) Bernhard Neuner

Manche im Kühtai versuchen sich aber nun zum Mini-Lech Tirols zu wandeln. Die ersten Lounge-Appartements für Viertwohnbesitzer gibt es schon, eines der sechs Hotels hat sogar einen Pool am Dach. Aber nicht nur das: Das Haus Gerbers hat ein aufwendiges und ungemein ambitioniertes Asia-Restaurant gleichen Namens eingerichtet. Dort werken der junge Koch Florian Streif und ein guter Sommelier, der mit entwaffnender Offenheit von dem kommerziellen Abenteuer berichtet, das die mutigen Eigentümer da eingegangen sind, die Hauptgerichte in dem Fine-Dining-Laden des Kuschel-Teppichboden-Hotels kosten allesamt um die 30 Euro, ein Haus weiter gibt es Pizza um ein Drittel. Warum eigentlich ein Asiate? „Die Chefin mag die Küche." So ein Glück, ich auch.

Herr Streif – den Kitzbühel-Scherz erspare ich mir – kocht präzise, lässt die teuren Materialien wirken und glänzen. Einziger echter Patzer: Das Wagyu-Beef als Hauptgang gerät leider zäh, dafür gelingen Fisch und Garnele am Punkt perfekt. Es gibt sogar Hummer hier. Am witzigsten und damit besten schmeckt das Gams-Tikka-Masala, das den Beweis antritt, dass einheimisches Vieh auch in indischer Zubereitung heimisch wirkt. Und ein bisschen wie Gulasch schmeckt. Womit ich am Schluss einen weiteren Merksatz jedes Bauernkalenders zum Besten geben muss: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Info

Das Gerbers – Fine Asian Cuisine, 6183 Kühtai, Tel.: +43/(0)5239/52 07, Restaurant:
Di–So: 11–15, 18–23 Uhr.

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