Wenn die Schule wieder startet, stellen manche Lehrer den Unterricht auf den Kopf. Wie digitale Technologien Lehren und Lernen verändern können.
Wenn Philipp Stangl seinen Schülern erklärt, was binomische Formeln sind, dann tut er das nicht, indem er (a + b)? mit Kreide an die Schultafel schreibt. Sondern in einem knapp sechsminütigen Youtube-Video, das die 13-Jährigen sich zu Hause anschauen. „Die binomischen Formeln (. . .) werden dich in nächster Zeit immer wieder verfolgen und sind wirklich wichtig für die Mathematikstunden“, hört man Stangls Stimme am Ende der kleinen Präsentation, in der er die Formeln erklärt, zerlegt und verwendet hat. „Solltest du Fragen zu den binomischen Formeln haben: Wir sind in der Mathematikstunde natürlich dafür da.“
In seiner Mittelschule in Radtstadt im Pongau arbeitet der 33-Jährige seit inzwischen fünf Jahren mit selbstgemachten Erklärvideos, die den Unterricht praktisch auf den Kopf stellen: Flipped Classroom heißt dieses Konzept, das den traditionellen Frontalunterricht (teilweise) nach Hause verlagert, wo die Schüler sich das Erklärvideo auch mehrfach anschauen können. In der Schule macht das mehr Zeit frei für das Üben und die individuelle Betreuung – je nachdem, ob ein Schüler etwas noch nicht verstanden hat oder vielleicht schon viel weiter ist als die anderen. „Dafür wollte ich mehr Zeit gewinnen“, sagt Stangl. „Ich kann dann mehr auf die Schüler eingehen.“