Kondo-Methode

(c) Carolina Frank
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Der Hype um die japanische Netflix-Aufräumerin Marie Kondo hat auch mich nicht ganz kaltgelassen.

Der Hype um die japanische Netflix-Aufräumerin Marie Kondo hat auch mich nicht ganz kaltgelassen. Ich lebe seit mehr als zwanzig Jahren quasi mit Marie Kondo zusammen. Sehr zu ihrem Nachteil übrigens. Und während meine Marie – ganz ohne Sachbücher darüber zu schreiben – laufend in Kleinstportionen dafür sorgt (sie lässt sich und andere so gut wie nie das Haus ohne einen Behälter verlassen, der in irgendeine Recycling–unit wandert), dass wir nicht in einem Meer von Sachen untergehen, ist Ordnung im klassischen Sinn (eigentlich auch in jedem anderen) nicht so meine Stärke. Ich bemühe mich zwar nach Kräften, die von allen benutzten Flächen zuhause aufgeräumt bzw. entrümpelt zu halten, und falle dabei zumindest nicht hinter den Mittleren und den Jüngsten zurück, der Älteste ist wirklich vorbildlich, der Hund deutlich unordentlicher als ich.

In den wenigen mir zur ausschließlichen ­Nutzung überlassenen Fächern und Nischen steckt aber archäologisches Potenzial. In Schichten sind da längst zurückliegende Lebensphasen lückenlos nachvollziehbar. Während diese Art der Lagerung bei wichtigen Dokumenten durchaus ihre Vorteile hat (ich finde jede Unterlage irgendwann, es dauert zwar, aber ich finde sie), macht sie bei Kleidung nur unfrei. Als ich versuche, meinen Kleiderkasten nach der Kondo-Methode („Behalte nur, was dich glücklich macht") aufzuräumen, merke ich bald, das funktioniert so nicht. Hosen machen mich nämlich nicht glücklich. Es führt dann aber doch dazu, dass ich einen Stapel antiker Jeans weggebe, um im Gegenzug ganz unten in tieferen Schichten auf zwei längst vergessene, tragbare Hosen zu stoßen, die im eigenen Kasten verloren gegangen sind. Danke dafür, Marie Kondo! Trotzdem schaue ich lieber wieder eine andere Serie.

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