Ein Klick durch die Galerie

Dominik Geiger und Anna Mustapic vor den Werken ihrer Galerie.
Dominik Geiger und Anna Mustapic vor den Werken ihrer Galerie.Mirjam Reither
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Anna Mustapic und Dominik Geiger haben eine Online-Galerie eröffnet. Sie soll Fotokunst leichter und bezahlbar an die Kunden bringen.

Am Anfang stand wie so oft ein Problem: jenes von Fotografen, die im Bereich der Kunstfotografie arbeiten, gleichzeitig aber schwer genügend Orte und Plattformen finden, um ihre Arbeiten bekannt zu machen. Auf der anderen Seite gibt es die potenziellen Käufer. Jene Menschen, die an Fotokunst interessiert sind, aber vielleicht nicht wissen, wo sie gute Sachen finden – oder wo sich diese am besten entwickeln lassen.

Die Lösung, befand der Wiener Dominik Geiger, müsse eine Plattform sein. Eine Online-Galerie, die nach dem Konzept einer Offline-Galerie funktioniert. Das heißt, die Arbeiten werden kuratiert, sie sind nur für eine gewisse Zeit und limitiert verfügbar und sollen auch für ein jüngeres Publikum bezahlbar sein.

„Das Ziel ist es, Fotokunst zu einem leistbaren Preis so schnell wie möglich nach Hause zu liefern“, sagt Dominik Geiger. „Außerdem glauben wir, dass die Fotografie in Österreich unterrepräsentiert ist“, fügt Partnerin Anna Mustapic hinzu. Noch dazu, weil diese tendenziell ob der Reproduzierbarkeit der Arbeiten ein schlechteres Image habe als bildende Kunst.

Seit 18. Dezember 2018 gibt es nun die Hello World Gallery. Mit Anna Mustapic hat Geiger eine langjährige Bekannte als Partnerin gefunden, die die Arbeiten kuratiert. Mustapic hat Kunstgeschichte in Wien und Fotografie in Warschau studiert. In ihrem zweiten Job organisiert sie erfolgreich Charity-Auktionen. Erst am Mittwoch lief eine Auktion im Looshaus am Michaelerplatz, bei der in Kooperation mit dem Dorotheum Wien Werke von Günter Brus, Franz Ringel, Christian Ludwig Attersee, Heimo Zobernig, Herbert Brandl, Arnulf Rainer oder Edgar Honetschläger für ein Bildungsprojekt im Inselstaat Kap Verde versteigert wurden. Ein anderes Projekt von Mustapic ist die kuratorische Leitung der Seedingart-Auktion. Der gleichnamige Verein fördert die künstlerische Entwicklung von Kindern, seine Obfrau ist Sotheby's-Österreich-Chefin Andrea Jungmann.

Ihren Weg zur Kunstauktion hat Mustapic eher zufällig gefunden. „2015 wollte ich mich für Flüchtlinge engagieren. Ich habe begonnen, mit dem Roten Kreuz eine Ausstellung zu organisieren, und dann wurde mir vorgeschlagen, bei Sotheby's eine Auktion zu machen. Das lief so gut, dass ich mittlerweile für so etwas engagiert werde“, sagt Mustapic. Sie hat wie Geiger polnische Wurzeln, was die beiden vor zehn Jahren, als sie einander kennenlernten, zuerst ins Gespräch brachte. Für die Hello World Gallery schlagen einander Geiger und Mustapic die Fotokünstler gegenseitig vor. Was auch damit zu tun hat, dass Geiger selbst vom Fach ist. Der WU-Absolvent hat zwar seinen Fokus im Studium auf Entrepreneurship gelegt, sein Studentenleben aber mit der Fotoassistenz finanziert. So sei er auch selbst zur Fotografie gekommen.

Bei der Auswahl der Fotografen, sagt Mustapic, entscheide man nach der Qualität der Bilder und nicht nach dem Namen. Ohnehin sei es auch das Ziel der Online-Galerie, junge Künstler bekannt zu machen. Weswegen sie immer wieder auf Instagram nach neuen Arbeiten suchen.

Erster Fokus: Wiener Fotografen

Die erste Ausstellung, die genau 100 Tage online war, hieß „Represent: Vienna Ed.1“ und stellte 20 Wiener Fotografen (etwa Severin Koller, Anna Breit, Elodie Grethen) vor, die alle ihren Lebensmittelpunkt in Wien haben. Von jedem von ihnen wurden online drei Fotos ausgestellt. Von jedem Motiv gab es (in diesem Fall) 100 Stück – mehr dürfen die Künstler nicht reproduzieren. So ist es vereinbart.

Der Kunde konnte die Arbeiten in drei verschiedenen Größen kaufen. Die Preise lagen bei 65, 115 oder 225 Euro – je nach Größe. Auf was für ein Papier gedruckt wird – matt oder glänzend –, wird von beiden entschieden. „Der Käufer weiß ja nicht, was gut ausschaut, er muss sich auf uns verlassen“, so Mustapic selbstbewusst. Entwickelt werden die Fotos in London oder Wien und dann zugesandt.

Dass Kunden die Bilder sehen können, sei trotzdem wichtig. Ganz ohne offline geht halt online auch nicht. Quasi als Finissage wurden die Arbeiten der ersten Ausstellung Ende März in der Cocktailbar Krypt im neunten Bezirk acht Meter unter der Erde hergezeigt. Das sei sehr gut gelaufen. „Fotokunst möchte man auch sehen und fühlen, wie sie wirkt“, sagt Geiger. An der nächsten Ausstellung wird bereits gearbeitet. Sie soll Natur und Klimawandel thematisieren und im Mai (online) eröffnen. Dieses Mal werden Fotos und Künstler noch limitierter sein, auch internationaler. Mit Offline-Abenden wird auch wieder experimentiert. Flexibel genug sind Mustapic und Geiger ja.

ZUR PERSON

Hello World Gallery. Die Onlinegalerie für Fotokunst gibt es seit Dezember 2018. Sie will junge Fotokünstler auf der ganzen Welt fördern. Die Galerie funktioniert wie eine Offlinegalerie. Die Fotos sind limitiert erhältlich, sie werden kuratiert, und die Ausstellung ist nur zu einem gewissen Zeitpunkt zu sehen. Die nächste Ausstellung findet im Mai statt. An einzelnen Abenden werden die Arbeiten entwickelt hergezeigt. www.helloworldgallery.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2019)

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