Leben in der Tiefe

Wo Menschen nach Schätzen schürfen – hier nach Gold 1,5 km tief in Südafrika –, finden sich auch Bakterien.
Wo Menschen nach Schätzen schürfen – hier nach Gold 1,5 km tief in Südafrika –, finden sich auch Bakterien.Scherl / SZ-Photo / picturedesk.com
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Auch unter der Oberfläche ist die Erde nicht tot, im Gegenteil: In der Deep Hot Biosphere summieren sich Bakterien zu enormer Biomasse.

„Steig hinab in den Krater des Sneffels Yocul, kühner Wanderer, und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen.“ Das stand, in Runen und verschlüsselt, auf dem Zettel eines Alchemisten aus dem 16. Jahrhundert, ein Mineraloge und sein Neffe dechiffrierten es 1863, es war lateinisch: „Descende, audax viator!“ Unerschrocken folgten sie der Weisung, stiegen auf den längst inaktiven Vulkan auf Island und in ihm hinab, erst im Trockenen, dann kam Wasser, immer mehr, schließlich ein Ozean. Als sie den auf einem Floß querten, blieben ihnen die Herzen doch schier stehen: Direkt neben ihrem zerbrechlichen Gefährt verbissen zwei gigantische Meeressaurier sich ineinander!

Diese Geschichte von Jules Verne war auch dem Geologen Tullis Onstott (Princeton) wohl vertraut, als er 2008 in Wasserproben aus 1,5 Kilometer Tiefe in einer Goldmine in Südafrika auf Leben stieß bzw. auf Genome: Es waren die von Bakterien, er nannte sie Desulforides audaxviator (Science 322, S. 275). Sie nähren sich in ihren lichtlosen Tiefen davon, dass sie Sulfate zu Sulfiden reduzieren – daher der Schwefel im Namen –, die nötigen Elektronen liefert Wasserstoff, der radiolytisch gebildet wurde, durch das Aufspalten von Wasser durch zerfallendes Uran.

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