Stammbäume mit DNA aus 5284 Pilzarten

Während bei allen untersuchten Pflanzen und Tieren die Artenvielfalt von den Polen zu den Tropen zunimmt, hat sie bei den Pilzen in den Gemäßigten Zonen ihren Höhepunkt. Deshalb gibt es auch zum Beispiel in Österreich besonders viele verschiedene Schwammerl.
Während bei allen untersuchten Pflanzen und Tieren die Artenvielfalt von den Polen zu den Tropen zunimmt, hat sie bei den Pilzen in den Gemäßigten Zonen ihren Höhepunkt. Deshalb gibt es auch zum Beispiel in Österreich besonders viele verschiedene Schwammerl. www.der-plankenauer.at
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Forscher rekonstruierten Aussterben und Blütezeit von Schwammerl: Die Katastrophe, die vor 66 Millionen Jahren zum Untergang der Dinosaurier führte, machte den Pilzen offensichtlich nichts aus. Doch sie waren zuvor schon einmal in Not.

Als ein Meteorit einschlug und die Dinosaurier ausstarben, ließ das die Pilze ungerührt, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal Nature Ecology and Evolution (18. 3.). Die Wissenschaftler haben ihre bewegte Geschichte anhand der DNA von 5284 Pilzarten nachvollzogen. Die untersuchten sogenannten Agaricomycetes, zu denen auch Fliegenpilze, Champignons und Parasole gehören, begannen sich im Jura (vor 201 bis 145 Millionen Jahren) in verschiedene Klassen aufzuteilen, als das Klima warm war und auch die Nadelhölzer sich in den Tropen und Subtropen ausbreiteten.

Als die Pilze fast ausstarben

An der Grenze zur nachfolgenden Kreidezeit (vor 145 bis 66 Millionen Jahren) gab es bei den Pilzarten ein Massenaussterben, erklärt das Forschungsteam umLászló G. Nagy von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Möglicherweise spielten die sich ändernden Bodenverhältnissen den Pilzen übel mit. Die Bedingungen in der Kreide passten ihnen jedoch wieder, ebenso im anschließenden Paläogen (vor 66 bis 23 Millionen Jahren). In dieser Zeit entwickelten die Agaricomycetes ihr heutiges Erscheinungsbild mit Stiel, Hut und Lamellen. Dies war wohl eine Schlüsselerfindung in der Pilzentwicklung, denn daraufhin entstanden besonders viele neue Arten.

Die Katastrophe, die zum Untergang der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren führte, machte den Pilzen nichts aus. Zumindest konnten die Wissenschaftler in ihrem Stammbaum keine Signale eines Massenaussterbens aus dieser Zeit entdecken. Möglicherweise profitierten sie sogar davon, dass viele Bäume aufgrund der Folgen des Meteoriteneinschlags darniederlagen: Es folgte ihre Blütezeit, während einer Epoche, als auch die Nacktsamer wie Ginko, Nadelhölzer und Palmfarne sowie die Reptilien vom feuchten Klima profitierten und sich in unterschiedlichste Arten auffächerten. (APA/cog)

Publikation:Megaphylogeny resolves global patterns of mushroom evolution (Nature/2019)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2019)

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