Universitätsgeschichte

Uni Innsbruck: Von der Metaphysik zur Quantenphysik

Leopold-Franzens-Universität – der Name weist auf die Gründung durch Leopold I. und die Wiedergründung unter Franz I. (II.) hin.
Leopold-Franzens-Universität – der Name weist auf die Gründung durch Leopold I. und die Wiedergründung unter Franz I. (II.) hin.(c) Roger 3b
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Der lange Weg bis zur „führenden Forschungsinstitution im Westen Österreichs“ – eine Universität feiert ihr 350-Jahr-Jubiläum und diskutiert über Weichenstellungen und Szenarien für die Zukunft. Der Historie sind drei Bände gewidmet.

„Von jedem Fuder verkauften Salzes soll die Universität zwölf Kreuzer erhalten.“ Mit dieser „Bewilligung“ ermöglichte Kaiser Leopold I. am 15. Oktober 1669 die Finanzierung einer Universität in Innsbruck und setzte damit den endgültigen Startschuss für deren Gründung. Der Lehrbetrieb erfolgte vorerst mit den Studienfächern Logik und Physik. Bald darauf folgte als drittes philosophisches Studium Metaphysik, dann Jurisprudenz und Theologie. Im Studienjahr 1677/78 waren 201 Philosophen, 42 Theologen und 92 Juristen immatrikuliert.

Zeitenwechsel: Heute, 350 Jahre nach der Gründung, umfasst die Uni Innsbruck 16 Fakultäten und sechs Forschungsinstitute, sie zählt 5000 Bedienstete, darunter 270 Professoren und 3200 wissenschaftliche Mitarbeiter. Im Studienjahr 2018/19 waren mehr als 27.000 Studierende (53 Prozent weiblich) inskribiert. Rektor Tilmann Märk bezeichnet seine Uni als „führende Forschungsinstitution im Westen Österreichs“. Im Rahmen einer Weichenstellung für die Zukunft wurde vor zwei Jahren eine Digitalisierungsinitiative gestartet und Anfang dieses Jahres der Forschungsschwerpunkt Digital Science Center gegründet.

Hausaufgaben der Universität

Unter den weiteren Innsbrucker Schwerpunkten sind sicher die Quantenphysik, das Zentrum für Molekulare Biowissenschaften und die Plattform „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ zu nennen. Zum Bereich der Klimaforschung zählen die Forschungsbereiche zum alpinen Raum, „eine der Innsbrucker Hausaufgaben“, wie es an der Universität heißt.

Aus Anlass des 350-Jahr-Jubiläums hat die Universität zahlreiche Initiativen gesetzt. Im Rahmen der festlichen Feier am Freitag präsentierte Rektor Märk die nun aufgelegten drei Geschichtsbände der Innsbrucker Uni-Historiker Margret Friedrich und Dirk Rupnow, wobei die beiden Herausgeber auf die „Brüche, Verwerfungen und Kriegszeiten“ im Lauf der Jahrhunderte verweisen. Schon unter Joseph II. und dann unter der bayrischen Herrschaft in Tirol wurde die Universität zu einem Lyzeum herabgestuft, ehe ihr 1826 wieder der Universitätsrang verliehen wurde. Mit einer heute kaum nachvollziehbaren Denkschrift meldeten sich im 18. Jahrhundert die Mediziner zu Wort. Sie wollten keine Erhöhung der Zahl der Professuren in ihrer Fakultät, um nicht die Anteile an den Gebühren oder gar die Gehälter teilen zu müssen.

Beim Festakt wurde vor der Universität ein neues vom bayrischen Künstler Flatz entworfenes Denkmal enthüllt, das eine Ergänzung zum bestehenden, 1926 gestalteten Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs bilden soll. Dabei werden die Begriffe „Ehre, Freiheit, Vaterland“ neu interpretiert. Ebenfalls zum Jubiläum hat die Uni – wie etwa bei US-Colleges und Universitäten üblich – einen ersten Schritt zu einer teilweisen Privatfinanzierung unternommen. Mit der neuen gemeinnützigen Universitätsstiftung können Privatpersonen als Stifter mit ihren Beiträgen die Forschungsleistungen unterstützen.

Diskussionsforum zur Zukunft

Vom 20. bis zum 22. November wird zum Abschluss des Jubiläumsjahrs das Diskussionsforum „Zukunft denken“ stattfinden. Dabei geht es um mögliche Szenarien, Denkansätze und Perspektiven für die Zukunft unserer Gesellschaft. Damit erinnert man an die Öffnung der Universität und Hinwendung zu außeruniversitären Kreisen vor nunmehr 120 Jahren. 1897 begann man mit den sogenannten Volkstümlichen Universitätsvorträgen, ein breiteres Publikum anzusprechen. In den ersten beiden Vorlesungsjahren konnten bereits mehr als 6000 Besucher angesprochen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2019)

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