Mega-Konstellationen von Satelliten verschärfen auf neue Art das Umweltproblem der Lichtverschmutzung. Astronomen wollen sie in Grenzen halten.
„Wenn man in eine Zeremonie vertieft ist, und plötzlich bewegt sich etwas, was nicht da sein sollte, dann stört das den Ort, an dem man in Harmonie mit den Ahnen ist.“ So beklagt Juan-Carlos Chavez, ein Informatiker, der sich den Yaqui-Indianern in der Sonora-Wüste in Arizona zugehörig fühlt, aus traditionellen Glaubensgründen, was auch den Experimentalphysiker Physiker Tony Tyler (UC Davies), dem es um avancierteste Wissenschaft geht, den Kopf wiegen ließ: Das explosionsartig zunehmende Gewimmel am nächtlichen Himmel. An dem hatte Chavez mit den eigenen Augen Kontakt mit den Ahnen aufnehmen wollen, an dem will Tyson mit einem von ihm entwickelten Teleskop, das den gesamten Himmel im Blick hält, in die Tiefen des Alls vordringen (Science 374, S. 142).
Gestört bzw. verstört werden sie – und nicht nur sie – durch eine Armada von Satelliten, die „Mega-Konstellationen“ bilden sollen, um auch den entlegensten Winkel der Erde mit Breitband-Internet zu versorgen, Ende der 20er-Jahre sollen es geschätzte 100.000 sein. Denn die treibenden Kräfte denken in großen Dimensionen: Als Erster ging Elon Musk mit seiner Firma SpaceX im Projekt Starlink ans Werk (es soll auch Gewinne für seine Pläne der Besiedelung des Mars abwerfen), andere Milliardäre folgten – Jeff Bezos mit Project Kuiper, Richard Branson mit OneWeb –, von Staaten ist China mit dabei.