Landschaftsarchitektur

Promenieren und lustwandeln auf Rezept

Baden wurde mit zehn weiteren europäischen Kurorten 2021 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt.
Baden wurde mit zehn weiteren europäischen Kurorten 2021 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt. Rainer Mirau/picturedesk
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Die Boku-Forscherin Ulrike Krippner untersucht, wie die Natur seit dem 18. Jahrhundert in Kurparks und Krankenhausgärten gestaltet und als essenzieller Bestandteil der Therapie genutzt wird.

Licht, Luft und Sonne für alle, das forderte der Wiener Architekt Camillo Sitte (1843–1903) als Antwort auf die ökonomisch-pragmatische Stadtplanung des Industriezeitalters. „Man hat erkannt, dass sich mit der Urbanisierung und der Industrialisierung die Lebensbedingungen der Menschen massiv verschlechtert haben. Stadtparks sollten urbane Räume wieder lebenswerter machen, aber auch im medizinischen Bereich gab es ein Umdenken“, sagt Ulrike Krippner vom Institut für Landschaftsarchitektur der Boku Wien. Sie beschäftigt sich mit der Gestaltung von Kurparks und Krankenhausgärten. Letztere veränderten sich Hand in Hand mit dem Innovationsschub in der Krankenhausarchitektur im späten 19. Jahrhundert.

Garten vertuscht Mauern

Inspiration fanden Planer wie Carlo von Boog, Franz Berger und Johann Ferdinand Müller in Sanatorien in England, Deutschland oder Böhmen und Mähren. Nach deren Vorbildern wurden etwa die Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling in Niederösterreich und die psychiatrische Klinik Am Steinhof in Wien errichtet. „Ziel war es damals, rund um die Gebäude ganze Landschaften zu gestalten“, so Krippner, die bei ihren Untersuchungen dazu eng mit dem Kunst- und Architekturhistoriker Oliver Sukrow (TU Wien) zusammenarbeitet. Das begann bei der Wahl des richtigen Standorts – meist Südhang, der Sonne exponiert, mit leichtem Wind, am Stadtrand gelegen, eingebettet in einen Wald. Die Gesundheitslandschaften wurden luftig bepflanzt, vermehrt mit Laubbäumen, die durch helle Blätter für eine heitere Stimmung sorgen sollten. In psychiatrischen Einrichtungen fanden die Patientinnen und Patienten in kleinen Gärten Beschäftigung und Ablenkung.

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