Warum sind manche Wolken weiß und manche grau?

Wasser- und Eisteilchen schlucken Licht, dadurch wirken Wolken dunkler. Die Farbe verrät aber jedenfalls nicht, ob es bald regnet oder schneit.

Da hinten wird es schwarz, da kommt der Regen.“ Das hört man, wenn ein Unwetter aufzieht. Doch eine Wolke verfärbt sich dazu nicht, sie wirkt nur finsterer. „Je mehr Wasser- oder Eisteilchen sich darin sammeln, desto dunkler sieht sie aus. Das ist, als ob man sich eine dünne oder eine dicke Decke über den Kopf zieht und durchschaut“, sagt Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG.

Wie so oft kommt es auch dabei auf die Perspektive an: Aus einiger Entfernung beobachtet, wirken Wolken oben weiß und unten, wo die Sonne nicht mehr hinscheint, dunkel. Je näher eine Wolke kommt, desto finsterer sieht sie aus: „Es ist, als ob ein großes Schiebedach über einem zugeht“, so Wostal. Aus dem Flugzeug betrachtet strahlen Wolken wiederum immer „ganz in Weiß“: Das liegt daran, dass man von oben auf die von der Sonne angestrahlte Oberfläche schaut.

Zwar wirken Wolken oft regelrecht flauschig, häufig unterschätzt man dadurch aber auch die in ihnen gespeicherte Wassermenge. Schon eine durchschnittliche, einen Quadratkilometer große und 500 Meter hohe Schönwetterwolke transportiere etwa 250.000 Liter Wasser, erläutert Wostal. Eine Gewitterwolke trage gleich mehrere Millionen Liter Wasser in sich. Weil sie Wasser speichern und weitertragen, sind Wolken so wichtig für den weltweiten Wasserhaushalt.

Jeder Regen war einmal Schnee

Auch wie groß ein Teilchen ist, ob und wie es gefroren ist, beeinflusst, wie Sonnenstrahlen daran brechen oder reflektieren. Schneewolken lassen sich aber nicht an der Farbe erkennen: „Ob es bei knapp über null Grad bald regnet oder schneit, weiß dadurch keiner“, sagt Wostal. Man rechne meist einfach eher mit Schneefall, wenn es kalt ist. Und überhaupt war jeder Regentropfen vorher einmal eine Schneeflocke: Denn Regen entsteht immer erst durch die Eisphase in einer Wolke.

Und schließlich hängt es auch von der Tageszeit ab, wie eine Wolke auf uns wirkt: Steht die Sonne hoch, legen die Strahlen einen kurzen Weg durch die Atmosphäre zurück, die Wolken wirken heller. Steht die Sonne tief, ist der Weg lang, die Wolken wirken dunkler. Leuchtet die Abendsonne sie von unten an, erscheinen sie rosarot bis orange. Wirken Wolken hingegen gelblich, hat das meist wenig mit dem Licht oder dem Wetter vor Ort zu tun: Dann bringt der Wind im Gemisch aus Luft und Teilchen Wüstensand mit nach Europa. Beobachtet wurden aber auch schon gelbgrüne Hagelwolken. „Wissenschaftlich weiß man darüber aber noch sehr wenig“, sagt Wostal. Denn obwohl Wolken eigentlich etwas Alltägliches sind, bergen sie noch immer viele Geheimnisse.

Die ZAMG bietet nicht nur den Wetterdienst für Österreich, sie ist auch eine Einrichtung des Wissenschaftsministeriums. Weil Wolken das Klima und die Temperatur entscheidend beeinflussen, arbeiten ihre Forscher etwa an genaueren Methoden, sie zu modellieren. Eben gestartet ist ein Projekt, in dem die Wissenschaftler eine europaweite Plattform für die Analyse von Gefahrenstoffen in der Atmosphäre mitaufbauen. Diese soll den Flugverkehr künftig noch sicherer machen. Der Anlass? Die finstere Aschewolke, die nach dem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 aufstieg. Selten, aber doch verfinstern eben auch Naturkatastrophen den Himmel. [ Foto: Hans Leitner ]

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2016)

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