Wettrudern in England

Wien, 27. März 1869. „Oxford oder Cambridge?“ rief gestern der Kaminfeger dem Hunde- und Katzen-Fleischmann zu. So heißt dieser nämlich, weil er mit Nahrungsmitteln die Hausthiere der Nachbarschaft zu versorgen hat, die ihm daher von allen Mauern und Thorpfosten herab entgegenknurren und miauen.

„Hellblau oder Dunkelblau?“ gilpfte die dünne Stimme des Straßenlehrers. Und so ging es weiter mit „Oxford oder Cambridge“, mit „Dunkelblau oder Hellblau“, wohin man nur hörte und sah. Nur Ein Gedanke erfüllte London an diesem Tage des alljährlichen Schifferstechens, der Kahnwettfahrt zwischen den Studenten der beiden englischen Hochschulen. Alle Welt wettet. Alles trägt Bänder der einen oder der anderen Farbe: die Männer, die Frauen, die Kinder – die Pferde und die Hunde sogar! Das Heil des britischen Reiches, sollte man glauben, hänge davon ab, ob die „Cantabs“ oder die „Oxonians“ auf dem Wasserwege zwischen Putney und Mortlake um ein paar Secunden früher anlangen. Ja, wäre der Feind ins Land gefallen und London bedroht, sicherlich, es könnten nicht so viele Menschen auf die Beine gebracht werden, als es gestern geschah.

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