Zu Tode klistiert

Ruckt und rumpelt an allen Ecken und Enden: „Rechtswalzer“, Franzobels neuer Roman.
Ruckt und rumpelt an allen Ecken und Enden: „Rechtswalzer“, Franzobels neuer Roman.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Krimi mit dystopischen Elementen: Im Roman „Rechtswalzer“ bedient sich Franzobel aus dem Fundus vergangener Diktaturen. Wieder dient der Opernball als Showdown des Geschehens.

Ein Schlüsselsatz fällt ganz am Ende, in einem Teil, der gar nicht mehr zur Romanhandlung gehört. In Franzobels „Danksagung“ findet sich der Hinweis, dass er das Buch seinen Söhnen „wie allen anderen Kindern“ widme, „auf dass sie allen gesellschaftlichen Entwicklungen, die in Richtung Totalitarismus gehen, mutig trotzen“. Um diese noble Gesinnung literarisch umzusetzen, hat er auf das Genre des Kriminalromans zurückgegriffen und seinen Gruppeninspektor Falt Groschen reaktiviert, der bereits in „Wiener Wunder“ (2014) und „Groschens Grab“ (2015) schwere Fälle zu lösen hatte. Eigenbrötler Groschen, inzwischen Ende vierzig, darf diesmal nicht im Wien der Gegenwart agieren, nein, sein Verfasser springt in den Herbst und Winter der Jahreswende 2024/25.

Der Blick in die Zukunft lohnt, denn in Österreich hat sich allerhand getan. Die „türkis-blaue Koalition“ ist gescheitert, doch die neue, betont islamfeindliche Regierung – eine Bewegung namens Limes – setzt konsequent um, was ihre Vorgänger nur „angedacht“ hätten: „Neue Verfassung, ein nationales Glaubensbekenntnis, jede Beleidigung staatlicher Symbole wurde bestraft, alle Medien hatten sich gegenüber einer Regierungsbehörde zu verantworten, Sozialhilfeempfänger mussten gemeinnützige Arbeit verrichten, Kinder von Flüchtlingen kamen in Erziehungslager.“ Angeführt wird das totalitäre Regime von einem „Meister“, einer „Symbiose aus Machiavelli, Führer und Papst“, der Seite an Seite mit Orbán, Le Pen und dem „steinalten“ deutschen AfD-Politiker Gauland den Gedanken an das alte, tolerante Europa zerstören will.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.