Sprachspaltereien: „k fürs sch.haus“

„Kommunikation ist zu überbewertet, vor allem die verbale.“ Eine Postkarte mit dieser Aufschrift nahm ich kürzlich aus dem Schauspielhaus mit. Der Spruch stammt von Thomas Arzt, dem Hausautor dieser Saison. Und jetzt einmal abgesehen davon, dass „zu“ samt „überbewertet“ ein bisserl zu viel ist: Ist Kommunikation überbewertet? Unterbelichtet ist sie jedenfalls häufig, was im Alltag immer wieder auf- und missfällt. Dass man aneinander vorbeireden kann, dass der eine etwas anderes meint, als die andere versteht, ist hinlänglich bekannt.

Aber sehen wir uns die schriftliche Kommunikation näher an, die sich durch E-Mail und SMS stark verändert hat. Beschleunigung und Verkürzung (ver-)führen zu Schlamperei. Wenn ich jemandem per E-Mail drei Fragen stelle, werden üblicherweise höchstens zwei beantwortet, die dritte „kommt“ selten „an“. Zwei Fragen per SMS, und nur eine wird beantwortet. Oder: Es wird eine Frage beantwortet, die gar nicht gestellt wurde.

Ein Beispiel. Freitägliche Frage an die Freundin: „Braucht ihr jetzt eigentlich für Sonntag Karten fürs Schauspielhaus?“ Im SMS-Stil: „braucht ihr j für so k fürs sch.haus?“ Antwort, postwendend: „klingle morgen um zehn bei dir.“ Großes Fragezeichen meinerseits. Meistens heißt es dann, die SMS hätten sich gekreuzt, der Empfang sei schlecht gewesen et cetera. Nie ist es der eigene Mangel an Aufmerksamkeit! Die vielen Abkürzungen tun das Übrige: „k fürs sch.haus“ könnte schließlich auch ganz etwas anderes heißen . . . Aber Klopapier haben wir Samstag nach zehn ohnehin besorgt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2011)

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