Wegen NSDAP-Mitgliedschaft: Muss Zweigelt umbenannt werden?

Als „Rotburger“ gezüchtet, erst posthum nach dem Züchter benannt: Zweigelttrauben.
Als „Rotburger“ gezüchtet, erst posthum nach dem Züchter benannt: Zweigelttrauben.TSI / dpa Picture Alliance / picturedesk.com
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Dass der Botaniker und Rebenzüchter Friedrich Zweigelt (1888 bis 1964) Mitglied der NSDAP war, ist unbestritten. Muss deshalb die nach ihm benannte Rotweinsorte einen neuen Namen erhalten? Hinweise zu einer kürzlich aufgeflammten Diskussion.

Ich fahre zwar keinen Porsche, trage aber ohne nachzudenken Boss-Anzüge und höre Richard Strauss. Damit nicht genug, muss ich gestehen, dass ich das Neujahrskonzert von Herbert von Karajan als eines der besten seiner Art schätze. Und warum soll ich nicht Richard Wagner hören? Nur beim Rotweintrinken wird die Erinnerung lebendig und das historische Bewusstsein wach, denn mit dem Zweigelt soll ich Probleme haben? Die Diskussion über den Umgang mit der NS-Vergangenheit hat auch die Weinwirtschaft erfasst. Und nicht nur in diesem Fall drängt sich die Frage auf: Werden Firmen und Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen?

Ferdinand Porsche war von Hitler nicht nur subventioniert, sondern auch in den „Genieadelstand“ erhoben worden. Auch Hugo Boss hat vom Nationalsozialismus profitiert. Sie waren ebenso Mitglied der NSDAP wie Herbert von Karajan. Nicht nur die NS-Mitgliedschaft haben sie mit Friedrich Zweigelt gemeinsam. Wie die vorher genannten war auch Zweigelt ein Meister seines Faches, er hat das Leben der Maikäfer erforscht und darüber ein 500-seitiges bahnbrechendes Werk verfasst, er hat die Rotweinsorte gezüchtet, die heute als zweitwichtigste Rotweinsorte in Österreich gilt, einen guten Ertrag liefert und leicht zu bewirtschaften ist. Dass der Biologe und Önologe Zweigelt deutschnational eingestellt war, ist noch kein Verbrechen; wenn man seinen Kampf gegen den Uhudler betrachtet, dann weiß man allerdings auch, dass für die Rassenreinheit auf verschiedenen Feldern gefochten wurde. Die spezifischen „Giftwirkungen“ des Uhudlers beschreibt Zweigelt folgendermaßen: „Zornexzesse bei Männern, Hysterie bei Frauen, Neigung zu Halluzinationen, geistige und körperliche Degenerationserscheinungen bei Kindern . . .“ Leute, die regelmäßig „Noahwein“ (einen Uhudler-Weißwein) trinken, zeichnen sich durch „eine fahle, blasse Gesichtsfarbe“ aus, würden am ganzen Körper zittern und dahinsiechen, „während Bauern mit veredelten Weingärten kinderreiche Familien haben, gesund und arbeitsam sind“.

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