Champions League

Das Gastspiel der Superlative

Salzburg war das Sprungbrett, im Liverpool-Trikot haben sie schließlich die Fußballwelt erobert: Sadio Mané (l.) und Naby Keïta.
Salzburg war das Sprungbrett, im Liverpool-Trikot haben sie schließlich die Fußballwelt erobert: Sadio Mané (l.) und Naby Keïta.(c) Getty Images (Chris Brunskill/Fantasista)
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Auf Salzburg und Liverpool wartet der Aufstiegs-Showdown. Wie lauten die Erfolgsrezepte? Und wo sind die Schwachstellen? Alles zum bisher größten Spiel der Red-Bull-Ära.

Salzburg/Wien. Ausgerechnet in Salzburg muss der Titelverteidiger der Champions League seine Nervenstärke unter Beweis stellen. Es ist der letzte Spieltag der Gruppenphase, und Liverpool darf sich in Wals-Siezenheim (18.55 Uhr, live, Dazn) keine Niederlage erlauben. Sonst war es das wohl mit dem Aufstieg. Salzburg muss gewinnen, um das Achtelfinale zu erreichen, weiß aber nach dem spektakulären 3:4 in Anfield um seine Chancen.

>> Kommentar: Fußball-Österreich darf träumen

Spiel der Superlative

90.000 Ticketanfragen gab es, Salzburg hätte die Red-Bull-Arena (29.520 Plätze) drei Mal füllen können. Bis zu 1000 Euro sollen Tickets auf dem Schwarzmarkt wert sein. Rund 1000 Helfer sind in Wals-Siezenheim im Einsatz, unter anderem US-Sportsender ESPN überträgt in 86 Millionen Haushalte. Der Sieger hat zwölf Millionen Euro mehr auf dem Konto.

Bester Trainer der Welt

Im Derby gegen Everton feierte Jürgen Klopp vergangene Woche seinen 100. Premier-League-Sieg, Liverpool liegt auf Kurs in Richtung erster Premier-League-Titel seit 1990 und ist in der Liga seit Anfang Jänner ungeschlagen.

Doch nicht nur die Zahlen sprechen für Klopp. Der 52-jährige Deutsche gilt als Kumpeltyp, als Kämpfer und Anführer, und weil er an der Seitenlinie auch einmal die Beherrschung verliert, als authentisch. Mit Charisma und Motivationskunst formte der gläubige Christ aus dem Starensemble eine Einheit, sein Umschaltspiel ist das Erfolgsrezept der Stunde, bei Transfers hat er meist ein ausgezeichnetes Händchen. Vor allem aber: Klopp garantiert Spektakel.

Stars und Sternchen

Mo Salah, Sadio Mané und Offensiv-Mastermind Firmino haben Klopps Philosophie perfektioniert. Auf dem Platz bestimmen sie Tempo und Raum, bei eigenem und auch bei gegnerischem Ballbesitz. Nach der Balleroberung geht es schnurstracks nach vorn, wer die Tore schießt, spielt keine Rolle: Bereits 16 verschiedene Spieler haben heuer in der Liga für Liverpool getroffen. Die Defensive dirigiert Virgil van Dijk, zuletzt im Rennen um den Weltfußballer.

Bei Salzburg dreht sich alles um Erling Braut Haaland, 19. Manchester United, Dortmund, freilich auch Leipzig sind interessiert. Norwegens Torjäger ist Europas heißeste Transferaktie.

Schwachstellen

Am Wochenende gegen Bournemouth blieb Liverpool erstmals nach 14 Pflichtspielen wieder ohne Gegentor. Überhaupt erst zum vierten Mal in 25 Saisonpartien stand die Null. Klopps Hintermannschaft zahlt mitunter den Preis für das Offensivspektakel. Auch Salzburg hat in der Champions League zu viele Gegentore kassiert (elf in fünf Partien).

Ex-Salzburger

Sadio Mané kickte von 2012 bis 2014 in Salzburg, Naby Keïta von 2014 bis 2016. Während Mané längst ein Star in Anfield ist, hatte Keïta einen holprigen Start und ist noch nicht erste Wahl.

Salzburgs Co-Trainer René Aufhauser gewann 2004 mit dem GAK in der Champions-League-Qualifikation 1:0 in Anfield (Hinspiel: 0:2). Alexander Manninger hütete das Salzburg-Tor (2005/06) und war bis zum Karriereende 2017 Ersatzgoalie in Liverpool.

Aufstiegsszenarien

Gewinnt Salzburg, wartet mit ziemlicher Sicherheit das Achtelfinale. Ausnahme: Bei einem Heimsieg mit einem Tor Unterschied darf Liverpool nicht mehr als drei Auswärtstore erzielen.

Liverpool kann sich nur dann eine Niederlage erlauben, sollte Genk auswärts bei SSC Napoli gewinnen (18.55, live, Dazn).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2019)

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