Ein Afrikaner wird am Sonntag siegen, eine Afrikanerin soll Rekord laufen und ein Steyrer träumt von Olympia.
Wien. Die Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) irren selten. Auf ihre Vorhersagen haben alle Starter des 33. Wien-Marathons gewartet, aber nicht jedes Detail dürfte bei den über 42.000 Läufern für helle Begeisterung sorgen. Am Sonntag soll starker Wind wehen, mit Spitzen von bis zu 45 km/h. Da macht laufen gemeinhin zwar weniger Spaß, doch es dürfte entgegen den Auskünften anderer Wetterfrösche nach dem Start (9 Uhr, live ORF1) trocken bleiben. In zwei Punkten herrscht jedoch landesweit Einigkeit: Die Temperaturen sollten für Läufer optimal sein, sie liegen zwischen sieben bis zwölf Grad. Und: Bei den Herren gewinnt unter Garantie ein Afrikaner.
Gerhard Hartmann krönte seine Wien-Auftritte 1987 mit dem dritten Sieg (2:16:10) in Serie, seitdem wartet man vergeblich auf den Erfolg eines Lokalmatadors. Zu stark geworden ist eine rekrutierte Phalanx aus Afrika – seit 2002 gewannen durchwegs Afrikaner. Den Streckenrekord hält seit 2014 der Äthiopier Getu Feleke mit 2:05:41 Stunden. Und auch heuer führt kein Laufweg an einem Kenianer oder Äthiopier vorbei. Geht es allein nach persönlichen Bestzeiten, ist Levy Matebo (KEN, 2:06:1) nicht aufzuhalten. Vielleicht aber läuft ihm Landsmann David Kogei, 2015 in Wien bereits als Tempomacher unterwegs, doch noch den Siegerscheck über 15.000 Euro ab.
Tendenzen und Rekorde
Acht Eliteläufer weisen eine Zeit von unter 2:10-Stunden aus, etwa die Kenianer Matebo, Robert Chemosin (2:08:05), Josphat Keiyo (2:08:41), Suleiman Simotwo (2:08:49) und Silas Limo (2:08:54), sowie Weldu Negash aus Eritrea (2:09:14), der Franzose Abdellatif Meftah (2:09:46) oder der Äthiopier Shengo Kebede (2:09:53). Warum es keinen Wien-Sieger aus Österreich mehr geben dürfte, belegt die Zeit. Den österreichischen Rekord hält Günther Weidlinger, er steht bei 2:10:47 Stunden.
Interessant ist hingegen die Entwicklung, auf Wien begrenzt, bei den Damen, sie verlief wider den Trend. Seit der Erstaustragung 1984 gewannen zwei ÖLV-Ladies, 1987 Carina Weber-Leutner (2:40:57) und 2009 Andrea Mayr mit Rekordzeit (2:30:43). Von 32 Auflagen wurden nur sechs von Afrikanerinnen gewonnen, der letzte Afrika-Sieg datiert aus 2013. Selbst den Streckenrekord hält seit 2000 eine Italienerin, Maura Viceconte mit 2:23:47 Stunden. Nun soll eine neue Frauenbestzeit das Ereignis schmücken. Das Hauptaugenmerk bei der Athletensuche galt heuer den Läuferinnen, wie Athletenkoordinator Mark Milde bestätigte. Damit richtet sich der Blick wieder auf die Uhr: Die Läuferin mit der niedrigsten persönlichen Bestzeit ist die 24-jährige Äthiopierin Guteni Shone (2:23:32) vor ihrer 28-jährigen Landsfrau Fantu Jimma (2:26:14). Die 35-jährige Helaria Johannes aus Namibia ist ein Geheimtipp. 2012 wurde sie in London Olympia-Elfte in 2:26:09.
Das größte Interesse aus ÖLV-Sicht ist freilich auf den Lauf des 27-jährigen Steyrers Valentin Pfeil gerichtet. Er bestreitet am Sonntag seine Marathon-Premiere und will in Wien zugleich das Limit für die Sommerspiele in Rio de Janeiro (ab 5. August) erbringen. Dafür muss er 42,195 Kilometer in 2:14-Stunden schaffen. Kein leichtes Unterfangen, jedoch auch ihm weist die Zeit letztlich den Weg.
AUF EINEN BLICK
Der 33. Vienna City Marathon steht am Sonntag auf dem Programm. Start ist um 9 Uhr auf der Wagramer Straße, das Ziel ist auf der Ringstraße vor dem Burgtheater.
Favoriten sind ist der Kenianer Levy Matebo (persönliche Bestzeit: 2:06:1 Stunden) und die Äthiopierin Guteni Shone (2:23:32).
Valentin Pfeil, 27, will sich bei seiner Marathon-Premiere behaupten und das Olympia-Limit (2:14) laufen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2016)