Johannes Dürr: Zwischen Langlaufloipe und Dopinglawine
Fünf Jahre liegt der Doping-Skandal von Sotschi zurück. Und nun findet sich Dürr wieder mitten im Dopingsumpf.
06.03.2019 um 16:27
Der 31-jährige Johannes Dürr ist ein Skilangläufer aus Niederösterreich. International auf sich aufmerksam machte er erstmals bei der Junioren-WM in Tarvis, wo er 2007 einen vierten Platz holte. 2014 qualifizierte sich Dürr für die Olympischen Spiele in Sotschi.
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In Sotschi war Dürr am Schlusstag aufgeflogen. Wenige Stunden vor seinem geplanten Einsatz über 50 km Skating, in dem der Niederösterreicher als Medaillenkandidat galt, war bekanntgeworden, dass der ÖSV-Langläufer einen positiven Dopingtest auf das Blutdopinghormon Erythropoietin (EPO) abgegeben hatte.
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Dürr war damals nach seinem ersten Einsatz in Sotschi zum Training nach Obertilliach gereist und erst zwei Tage vor seinem geplanten zweiten Olympiaeinsatz zurückgekehrt. In Osttirol fand am 16. Februar 2014 auch die verhängnisvolle Dopingkontrolle statt.
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Reumütig gab sich Dürr nach dem Dopingskandal in Sotschi. "Es bleibt mir nichts anderes über, als mich bei allen zu entschuldigen, bei meiner Familie, bei meiner Frau. Ich bin auf der anderen Seite froh, dass das ein Ende hat", so der Athlet damals.
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Der Göstlinger wurde von der FIS für zwei Jahre gesperrt und vom ÖSV ausgeschlossen. Seine anfängliche Zusicherung, umfassend mit den Behörden zu kooperieren, setzte er aber offenbar nicht um. Er soll sich speziell zu seinen Kontakten und Hintermännern in Bezug auf die bezogenen Dopingmittel bedeckt gehalten haben.
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Strafrechtlich kam Dürr aber glimpflich davon. Das Verfahren gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft Wien wegen Dopingbetrugs wurde diversionell erledigt. Außerdem wurde ihm die Weisung erteilt, der Staatsanwaltschaft in halbjährlichem Abstand nachzuweisen, dass er keine im Sinne des Anti-Doping-Gesetzes verbotenen Substanzen nimmt.
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Dürr, dessen FIS-Sperre 2016 ablief, bekämpfte den lebenslangen Ausschluss aus dem ÖSV auf dem Rechtsweg. Im November 2016 gab es eine außergerichtliche Einigung. In der Folge wurde Dürr wieder als Verbandsmitglied geführt. 2018 arbeitet Dürr an einem Comeback im Leistungssport und sammelte im Sommer 2018 via Crowdfunding laut Website 40.000 Euro, um den Wiedereinstieg finanzieren zu können. Sein Ziel war, sich auch ohne Unterstützung des ÖSV für die nordische Heim-WM 2019 in Seefeld zu qualifizieren.
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Im Vorfeld der WM ließ Dürr mit einer Beichte in einer am 17. Jänner ausgestrahlten ARD-Dokumentation aufhorchen. Dabei gestand der mittlerweile 31-Jährige, vor Olympia neben EPO- auch Eigenblutdoping betrieben zu haben. Für die WM in Seefeld konnte er sich nicht qualifizieren.
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Und das offenbar trotz Dopings. Denn im Zuge der "Operation Aderlass", die während der WM in Seefeld den nächsten Dopingskandal aufdeckte und am 27. Februar in Seefeld und Erfurt zur Festnahme von neun Personen führte, geriet auch Dürr wieder ins Zwielicht. Dabei hatten erst Dürrs Aussagen in der ARD-Dokumentation die Dopingermittlungen ins Rollen gebracht.
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Dürr soll von zwei in die Affäre verwickelten ÖSV-Langläufern, Max Hauke und Dominik Baldauf, belastet worden sein. Er selbst wurde in Innsbruck wegen des Verdachts des Sportbetrugs festgenommen. Im Zuge der Einvernahme gestand Dürr laut Staatsanwaltschaft Innsbruck, dass er selbst bis vor kurzem Eigenblutdoping betrieben habe und sich dabei vom Erfurter Sportmediziner Mark S., der im Zentrum des aktuellen Skandals steht, behandeln ließ.
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