Während Möwenkot dafür sorgt, dass ein Damenmatch erst weit nach Mitternacht gestartet wird, gibt die umstrittene Russin Maria Scharapowa ein beachtliches Comeback.
Melbourne. Über 50.000 Zuschauer strömen im Schnitt pro Tag in den Melbourne Park, die Anlage der Australian Open. Wenn sie dann wieder abgezogen sind, gehört das Gelände am Yarra River aber den Möwen. Zu später Stunde lassen sich die Vögel, angelockt wohl von den Lichtern und dem satten Blau der Courts, auf den Tennisplätzen nieder. Ihre Notdurft hat nun dazu geführt, dass Grand-Slam-Geschichte geschrieben wurde.
Das Problem: Court Nummer drei war übersäht von weißem Möwenkot. Dorthin hätten aber Garbiñe Muguruza (WTA 18) und Johanna Konta (WTA 38) für ihre Drittrundenpartie ausweichen sollen, in der ursprünglich dafür vorgesehenen Margaret-Court-Arena war man wegen einer Regenpause und einem Fünfsatzmarathon von Alexander Zverev in Verzug. Doch bis Court Nummer drei gesäubert worden wäre, wäre Zverev (Sieg über Jérémy Chardy) ohnehin fertig gewesen. Die beiden Damen verzichteten also auf den Platztausch und begannen ihre Partie erst Freitagfrüh um 0.30 Uhr Ortszeit – so spät wie noch nie bei einem Major-Event. Zuschauer waren nur noch eine Handvoll vor Ort, bis Muguruza nach drei Sätzen endlich als Siegerin feststand (6:4, 5:7, 7:5), war es 3.12 Uhr.
Verliererin Konta erklärte, unter diesen Umständen ein gutes Match gezeigt zu haben. Die Britin betonte außerdem, dass die Bedingungen für beide gleich gewesen seien. Roger Federer, dessen Partien meist in der „Night Session“ (ab 19 Uhr) angesetzt werden, zeigte Verständnis für die Organisatoren, bemerkte aber: „Seltsam ist, dass wir nie in der Nacht trainieren.“
Eine andere frühere Nummer eins, Maria Scharapowa, ortete Geschäftsinteressen hinter den Ansetzungen und forderte mehr Flexibilität. „Niemand hat Interesse daran, zwei Spitzenathletinnen nach Mitternacht zu sehen.“ Scharapowa selbst verwandelte am Freitag schon in den Abendstunden ihren Matchball, die Russin gibt in Melbourne bisher ein beachtliches Comeback. In den ersten beiden Runden hat sie insgesamt nur drei Games abgegeben, nun hat die Weltranglisten-30. in Runde drei Titelverteidigerin Caroline Wozniacki (WTA 3) verabschiedet (6:4, 4:6, 6:3).
Auf Partien wie diese hat Scharapowa lang warten müssen. Nach ihrer 15-monatigen Zwangspause wegen Dopings (Meldonium) war ihr Ranking zwischenzeitlich auf Platz 262 gefallen. Die Saison 2018 hatte sie wegen Schulterproblemen im September vorzeitig beendet. Auf das Duell mit Wozniacki habe sie gehofft. „Das ist die Art Matches, die ich zuletzt nicht hatte und die eine wirkliche Herausforderung sind. Einen Weg finden zu müssen, um diese Matches zu gewinnen – das habe ich vermisst“, meinte die 31-jährige Russin.
Gegen Defensivkünstlerin Wozniacki feuerte sie 37 Winner ab, ihren Return hat die fünffache Major-Siegerin klar verbessert. „Der Return, die Antizipation, diese Dinge verlierst du, wenn du nicht spielst. Ich bin noch nicht da, wo ich sein möchte.“ In Melbourne, wo sie 2008 triumphierte, trifft sie im Achtelfinale auf Ashleigh Barty (AUS, WTA 15). (joe)
Australian Open Ergebnisse
Herren, 3. Runde, Einzel: Nadal (ESP-2) – de Minaur (AUS-27) 6:1, 6:2, 6:4, Federer (SUI-3) – Fritz (USA) 6:2, 7:5, 6:2, Bautista Agut (ESP-22) – Chatschanow (RUS-10) 6:4, 7:5, 6:4, Tsitsipas (GRE-14) – Basilaschwili (GEO-19) 6:3, 3:6, 7:6 (7), 6:4, Cilic (CRO-6) – Verdasco (ESP-26) 4:6, 3:6, 6:1, 7:6 (8), 6:3.
Herren, 2. Runde, Doppel, Gonzalez/Jarry (MEX/CHI) – Marach/Pavic (AUT/CRO-1) 6:4, 6:4.
Damen, 3. Runde, Einzel: Kerber (GER-2) – Birrell (AUS) 6:1, 6:0, Kvitova (CZE-8) – Bencic (SUI) 6:1, 6:4, Stephens (USA-5) – Martic (CRO-31) 7:6 (6), 7:6 (5), Anisimova (USA) – Sabalenka (BLR-11) 6:3, 6:2, Barty (AUS-15) – Sakkari (GRE) 7:5, 6:1.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2019)