Datenhack: Deutscher Grünen-Chef sagt Online-Netzwerken Adieu

Robert Habeck wird die Welt künftig nicht mehr via Twitter und Facebook auf dem Laufenden halten.
Robert Habeck wird die Welt künftig nicht mehr via Twitter und Facebook auf dem Laufenden halten.APA/AFP/dpa/HENDRIK SCHMIDT
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Robert Habeck verzichtet nach der Datendiebstahl-Affäre und zwei umstrittenen Posts künftig auf Twitter und auf Facebook.

Als Konsequenz aus Ärger um Wahlkampf-Tweets und den Datendiebstahl verabschiedet sich der deutsche Grünen-Chef Robert Habeck aus den Online-Netzwerken Twitter und Facebook. Das sagte er am Montag vor Beginn einer Vorstandsklausur der Grünen in Frankfurt (Oder). Twitter sei ein "sehr hartes Medium, wo spaltend und polarisierend geredet wird", sagte er. Das färbe auch auf ihn ab.

Zudem seien private Informationen über Twitter verbreitet worden. Da auch Facebook-Daten ausgelesen worden seien, werde er auch dort seine Aktivitäten einstellen. Habeck war einer der Hauptbetroffenen des groß angelegten Datendiebstahls, der in der Nacht auf Freitag in Deutschland bekannt geworden war.

Spott für Habecks Thüringen-Rede

Der Grünen-Chef hatte sich am Vortag mit einem Aufruf zur Unterstützung bei der Landtagswahl in Thüringen im Herbst Spott und Kritik zugezogen. In einem von den Thüringer Grünen veröffentlichten Video sagte er: "Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird, ein ökologisches Land." Das sorgte für Irritationen, weil das Wort "wird" so klingt, als ob Thüringen diese Eigenschaften bisher nicht erfüllte. Die Grünen sitzen in Thüringen seit 2014 mit in der Regierung.

Vor der bayerischen Landtagswahl im Oktober hatte Habeck gefordert, die CSU-Alleinherrschaft zu beenden, damit man sagen könne: "Endlich gibt es wieder Demokratie in Bayern". Auch dafür war er heftig kritisiert worden.

"Ich habe mich gefragt, wie ich den gleichen Fehler zweimal machen kann", sagte Habeck am Montag. Das sei "einfach nur dämlich" gewesen. Er habe eine schlaflose Nacht gehabt. "Deswegen werde ich da aussteigen." Dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, "radioWelt am Morgen") sagte Habeck mit Blick auf die Äußerung zu Thüringen: "Ich beiß mir in den Arsch." Und: "Ich bin von mir selber entsetzt."

(APA/dpa)

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