Hongkong App

Tim Cook: "Technologie kann für Gutes und Böses eingesetzt werden"

APA/AFP/JOSH EDELSON
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Tim Cook rechtfertigt in einem internen Memo die Entscheidung über HKmap.live. Die App soll dem Apple-Chef zufolge für gezielte Attacken gegen die Polizei verwendet worden sein.

Seit Monaten demonstrieren Regierungskritiker gegen den wachsenden Einfluss der chinesischen Regierung und der damit einhergehenden Einschränkung demokratischer Rechte. Apple steht nun aber in dieser politischen Krise im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der US-Smartphone-Konzern Apple hat nach Kritik aus China eine App aus seinem Store entfernt. Das Programm soll die Demonstranten in der chinesischen Sonderverwaltungszone unterstützt haben. Tim Cook sieht das anders und informierte in einem Memo, das seinen Weg an die Öffentlichkeit fand, die Mitarbeiter über die Entscheidung.

HKmap.live ist eine App, die in Echtzeit anzeigt, wo aktuell Proteste stattfinden, Einsatzkräfte vor Ort sind, Tränengas eingesetzt wird und auch die geschlossenen U-Bahn-Stationen werden angezeigt. Hundeköpfe deuten die Anwesenheit von Polizei an und zwei Rufzeichen bedeuten Gefahr.

Während Google die App in den PlayStore aufgenommen hat, wurde sie bei Apple nach anfänglicher Aufnahme wieder gelöscht.

„Nicht im Einklang mit Hongkongs Gesetzen“ 

"Es ist kein Geheimnis, dass Technologie für Gutes und Böses eingesetzt werden kann", schreibt der Apple-Chef in einem Memo an die Mitarbeiter, in der er die Entscheidung versucht zu rechtfertigen. Das Unternehmen habe in den letzten Tagen "glaubwürdige Informationen von Hongkong Cybersecurity, der Polizeiabteilung für technologische Kriminalität erhalten und auch von Nutzern selbst", dass die App dafür verwendet wurde, einzelne Polizisten anzugreifen und zu attackieren. Auch sei mit Hilfe der App Polizeieigentum zerstört worden. "Das steht nicht im Einklang mit den Gesetzen Hongkongs", führt Cook weiter aus. Es widerspreche auch den Grundsätzen des Unternehmens.

"Nationale und internationale Debatten werden uns alle überleben", schreibt er weiter und betont, dass es bei der Entscheidung um das Wohl aller Nutzer ging.

Die Argumentation von Tim Cook deckt sich mit jener des Polizeiorgans "Volkszeitung". Diese schrieb: "Apples Zustimmung zu der App hilft natürlich den Randalierern. Was ist die tatsächliche Absicht?"

Auf Twitter meldeten sich die Entwickler von HKmap.live zu Wort und widersprechen natürlich den Vorwürfen Apples: "Apple geht davon aus, dass unsere Nutzer Gesetzesbrecher sind und sich daher der Strafverfolgung entziehen, was eindeutig nicht der Fall ist". Außerdem wehrt man sich vehement gegen die Behauptung, dass die App für illegale Zwecke verwendet werde.

Apple beugte sich in der Vergangenheit schon mehrmals dem Willen Chinas. Der Konzern verbindet eine schwierige Geschichte mit dem Land, in dem die iPhones gebaut werden. Jahrelang bekam Apple nicht den Fuß in die Tür. Zähe Verhandlungen führten sechs Jahre später zum Deal mit China Mobile. 2012 zählte der Mobilfunker 600 Millionen Kunden.

Tim Cooks diplomatische Art hat ihm auch schon oft bei US-Präsident Donald Trump geholfen. Der bekennende Demokrat und Hillary-Anhänger hat sich mit Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner angefreundet. Ivanka gilt als Vermittlerin zwischen den beiden. Für Cook steht das Unternehmen im Vordergrund und dafür ist er auch bereit, seine eigenen Überzeugungen hinten anzustellen. "Politik ist nicht die Sache von Unternehmen", betont der Apple-Chef regelmäßig.

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