Fake News

Kampf gegen Fake News oder "Digitaler Kalter Krieg"?

APA/AFP/GETTY IMAGES/SCOTT OLSON
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In Neuseeland wird eine Rechtspartei auf Facebook gesperrt, die Betroffenen orten Einmischung. Auf Twitter wird der Bericht über mögliche Biden-Kontake in die Ukraine blockiert. Plattformen zwischen Fakten-Check und Zensur.

Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Neuseeland hat Facebook die Seite einer teilnehmenden Partei gesperrt. Advance New Zealand veröffentliche Fehlinformationen zum Coronavirus, heißt es seitens Facebook: "Wir haben klare Richtlinien gegen diese Art von Inhalten und werden diese Richtlinien unabhängig von der politischen Position oder der Parteizugehörigkeit durchsetzen“.

Billy Te Kahika, einer der Anführer der Partei zeigte sich "entsetzt“ über die Einschränkungen der Redefreiheit. Bereits Anfang der Woche war Advance New Zealand von der Advertising Standards Authority (Einrichtung für die Kontrolle von Werbung) angewiesen worden, Werbung zu unterlassen, in der fälschlicherweise behauptet werde, die Regierung werde Impfungen gegen das Virus obligatorisch machen. Zuvor war die Partei bereits von TV-Debatten ausgeschlossen worden.

Es ist nur eine Sperre von vielen, die Facebook in den letzten Wochen vorgenommen hat.

Facebook, Twitter und Youtube reagieren und stehen wieder im Kreuzfeuer

Seit Jahren wird dem Zuckerberg-Unternehmen vorgeworfen, untätig bei der Verbreitung von Hass und Falschinformationen zuzusehen. Beiträge von Holocaust-Leugnern gingen in jenen Ländern ungehindert online, in denen es nicht gesetzlich verboten ist. Noch vor zwei Jahren sagte Zuckerberg, dass er solche Beiträge zwar unmöglich finde, aber es nicht das Ziel von Facebook sei, die Leute daran zu hindern, etwas Falsches zu sagen. "Beim aktuellen Zustand der Welt" halte er jetzt ein Verbot aber für die richtige Entscheidung.

Facebook-Gruppen von QAnon, einer großen Plattform für Verschwörungstheorien, wurden kürzlich offline genommen. Beiträge von Impfgegnern, die dabei gefährliche Ratschläge publizieren, werden ebenfalls offline genommen.

Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie geht Facebook strenger und schneller gegen Verstöße der Nutzungsbedingungen vor und ist damit nicht allein. Youtube und auch Twitter schieben der Verbreitung solcher Meldungen schneller einen Riegel vor. Und stehen damit erneut im Kreuzfeuer.

Aktuell wird das Teilen eines Artikels der New York Post verhindert. Darin geht es um mögliche Verbindungen des Präsidentschaftskandidaten Joe Biden in die Ukraine. Twitter Benutzer werden daran gehindert, Links zum Artikel oder Fotos aus dem unbestätigten Bericht zu veröffentlichen. Benutzern, die versuchen, die Geschichte zu teilen, wird angezeigt: "Wir können diese Anfrage nicht abschließen, da dieser Link von Twitter oder unseren Partnern als potenziell schädlich identifiziert wurde ." Benutzern, die auf einen bereits auf Twitter geposteten Link klicken oder diesen erneut twittern , wird eine Warnung angezeigt, dass der Link möglicherweise unsicher ist.

Zu Beginn argumentierte man, dass „die Ursprünge der Materialien“ angezweifelt werden und man auch nicht die Verbreitung von Inhalten, die durch Hacking erhalten würde, erlaube. Die Festplatte, auf der die E-Mails angeblich gefunden wurden, erhielt die New York Post von Robert Guiliani, einem engen Vertrauten Trumps. Der wiederum erhielt sie angeblich aus einer Computerreparaturwerkstatt in Delaware.

Die Sperre des Artikels wird damit begründet, dass er sensible personenbezogene Informationen, wie Telefonnummern und E-Mail-Adressen beinhalte. Aus diesem Grund verstößt es Twitter zufolge auch den Nutzungsbedingungen. Das Unternehmen kündigte kürzlich an, vor den Wahlen strengere Regeln für Fehlinformationen einzuführen. Es ist das erste Mal, dass Twitter die Verbreitung von Informationen von einer Nachrichten-Website direkt einschränkt. Dabei sei auch nicht ideal vorgeganen worden, meint Twitter-Gründer, Jack Dorsey. Man hätte den Nutzern mehr Kontext und Erklärungen liefern müssen. 

Donald Trump heizt die Diskussion mit weiteren Tweets an und behauptet, Twitter würde Biden schützen, seine Anhänger orten einen „digitalen Kalten Krieg“ und versuchen Wege aufzuzeigen, den Artikel trotzdem zu verbreiten.

Sperren nur bedingt erfolgreich

Auf Twitter werden in Bezug auf diesen Artikel verschiedene Methoden erklärt, wie er trotzdem verbreitet werden kann. Eine kleine Änderung im Link kann da schon reichen und das System erkennt den gekennzeichneten Inhalt nicht mehr als solchen.

Möglich ist das durch eine technische Schwachstelle, wie sie auch schon der Youtube-Algorithmus im Fall der brennenden Notre Dame aufzeigte. Der Filter, der auf der Videoplattform zum Erkennen von Fake News zum Einsatz kommt, reagierte auf die zwei brennenden Türme und schloss darauf auf die Anschläge am 11. September 2001. 

Wie schütze ich mich vor Fake News?

Das Internet scheint undurchsichtig geworden zu sein.  Ob eine unbekannte Webseite ein Sammelbecken von Desinformation oder doch eine nützliche Anlaufstelle zur Informationsbeschaffung ist, wird immer schwerer zu erkennen. Das Startup Newsguard hat sich zur Aufgabe gemacht, den Nutzern beim Einschätzen von Webseiten unter die Arme zu greifen. Das kostenpflichtige Addon (siehe unten) kann im Mozilla-Browser nach einer Registrierung installiert werden.

>>> Newsguard

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