Das Britische Pfund ist plötzlich in aller Munde

Das Britische Pfund ist plötzlich in aller Munde.
Das Britische Pfund ist plötzlich in aller Munde.REUTERS
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Die Währung hat nach dem Brexit-Votum 2016 stark verloren. Nun sagen ihr viele einen starken Anstieg voraus. Der Brexit schreckt nicht mehr.

Eigentlich gehört zu den Währungs-Outperformern der jüngstenen Zeit ja der japanische Yen. Das habe fürs Erste mit den globalen Rezessionsängsten zu tun, wie die Commerzbank schreibt. Die Bank prognostiziert aber mittel- und langfristig einen deutlich stärkeren Yen, weil sich die Zeichen mehren, dass die Notenbank im Interesse des Bankensektors den Leitzins früher anhebe als bisher gedacht.

Aber Yen hin oder her. In aller Munde ist seit der abgelaufenen Woche das Britische Pfund. Gleich wie auf dem Aktienmarkt ist es nämlich am Mittwoch, nachdem der Brexit-Vertrag im britischen Unterhaus abgelehnt worden ist, auch auf dem Devisenmarkt zu keinen hektischen Verkäufen gekommen. Im Gegenteil: Das Pfund stieg, und Experten trauen ihm sogar weitere Kursgewinne zu.

Das hat einerseits damit zu tun, dass viele nun eher mit einer Verlängerung der Verhandlungsfrist als mit einem ungeordneten Brexit rechnen. Andererseits liegt es an der Tatsache, dass das Pfund, das nach dem Votum der Briten für den Austritt aus der EU Ende Juni 2016 signifikant abgewertet hat und später seitwärtstendierte, den Brexit eben doch eingepreist hat. Seit dem Referendum von Mitte 2016 hat die Währung um rund 15 Prozent abgewertet und kostet gut 1,28 Dollar.

Heißt im Klartext, dass es in den kommenden Monaten erstarken dürfte. „Abgesehen von einem „No Deal“-Brexit ist alles positiv für das Pfund Sterling“, sagt Anlagestratege Kit Juckes von der französischen Bank Société Generale gegenüber Reuters. Im aktuellen Kurs spiegelten sich bereits zahlreiche Belastungen wider. „Daher wird das Pfund von hier eher auf gute als auf schlechte Nachrichten reagieren.“Von Reuters befragte Analysten halten sogar bis zu 1,38 Dollar für möglich, sofern sich Großbritannien und die EU doch noch auf Scheidungsmodalitäten einigen können.

Die Bank von England könnte dem Pfund zusätzlichen Schub liefern, sagt Sarah Hewin, Chefvolkswirtin für Europa bei der Bank Standard Chartered. Werde der „No Deal“-Brexit vermieden, dürfte die Notenbank wegen der steigenden Inflation voraussichtlich die Leitzinsen anheben, was einen Pfund-Kurs von über 1,40 Dollar zum Jahresende bedeutete.

Allerdings warnen einige Analysten, das Risiko eines ungeordneten Brexit auszublenden. In diesem Fall würde eine Währungsaufwertung zumindest gebremst, eine stärkere Volatilität wäre zu erwarten. Alles hänge davon ab, welchen Plan B Premierministerin Theresa May diesen Montag vorstellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2019)

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