Die Federal Reserve hält die Tür für eine Senkung einen Spalt weit offen. Die Forderungen von US-Präsident Trump nach einer sofortigen Zinssenkung hat die Fed aber ignoriert.
Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins wie von Experten erwartet bestätigt. Das Zielband für den Leitzins "Fed Funds Rate" verharre zwischen 2,25 und 2,50 Prozent, teilte die Fed am Mittwoch in Washington mit. Analysten hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Die Wall Street reagierte mit leichten Kursgewinnen.
Die Fed hält den Leitzins noch konstant, lässt aber die Tür für eine Senkung offen. Zugleich ist fast die Hälfte der Währungshüter der Ansicht, dass in der zweiten Jahreshälfte niedrigere Zinsen angemessen sein dürften. Im Mittel blieb das Führungspersonal jedoch bei der Prognose, dass das Niveau so bleiben könnte. Im Begleittext zu der geldpolitischen Entscheidung strich die Fed allerdings das Schlüsselwort "geduldig", das bislang eine anhaltende Zinspause signalisiert hatte. Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst eine "angemessene Reaktion" auf konjunkturelle Auswirkungen des internationalen Handelsstreits in Aussicht gestellt und damit die Tür für Zinssenkungen aufgestoßen.
Fed positioniert sich gegen Trump
Die Fed reagiert damit nicht auf die schwächelnde US-Wirtschaft, die zuletzt vor allem unter dem von Präsident Donald Trump ausgelösten Handelsstreit litt. Ein niedrigerer Leitzins hätte zum Beispiel die Kreditvergabe an Unternehmen angekurbelt - denn im Idealfall zahlen diese dann auch weniger Zinsen, wenn sie sich Geld für Investitionen leihen.
Die Fed trifft diese Entscheidung in einer schwierigen Situation und positioniert sich damit auch gegen den US-Präsidenten. Eigentlich ist die Notenbank unabhängig. Doch Trump hatte zuletzt immer wieder versucht, ihre Entscheidungen zu beeinflussen. Er wollte offene Stellen mit Menschen besetzen, die er als seine Gefährten betrachtete. Außerdem forderte er mit scharfen Worten eine Zinssenkung. Trump erhofft sich dadurch offenbar vor allem einen kurzfristigen Schub für die US-Wirtschaft, um zu zeigen, dass seine konfrontative Wirtschaftspolitik Erfolg habe.
Sinkende Zinsen noch heuer erwartet
Voriges Jahr hat die Fed wegen der brummenden Wirtschaft den geldpolitischen Schlüsselsatz vier Mal angehoben - zuletzt
im Dezember. "Die Fed hat dem Druck widerstanden, die Zinsen zu
senken. Damit hält sie sich alle Optionen für das Juli-Treffen
offen, und somit weitere Wirtschaftsdaten sowie den Verlauf des
G20-Gipfels in Japan abzuwarten", meint Ökonom Andrew Harman vom
Vermögensverwalter First State Investments.
Die letzte Erhöhung im Dezember war die neunte Anhebung seit Ende 2015. Zuletzt zeichnete sich aber eine Zinswende in den USA ab. Angesichts der wirtschaftlichen Abkühlung wird an den Finanzmärkte auf Leitzinssenkungen im weiteren Jahresverlauf spekuliert. Acht Fed-Mitglieder erwarten derzeit sinkende Zinsen noch heuer, neun der 17 Fed-Mitglieder erwarten einen Rückgang der Zinsen bis Ende 2020.
Zugleich hat die Fed ihre Erwartung an das Wachstum der Wirtschaft präzisiert. Waren bisher 1,9 bis 2,2 Prozent Wirtschaftsplus angekündigt worden, gehen die Notenbanker nun von 2,0 bis 2,2 Prozent aus. Für 2020 wurde die Bandbreite von 1,8 bis 2,0 Prozent auf 1,8 bis 2,2 Prozent erhöht.
(APA/Reuters)