Unter Verdacht: Razzia bei Deutsche Post-Chef

(c) Reuters (Ina Fassbender)
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Die deutsche Polizei holte Klaus Zumwinkel ab - er wurde mittlerweile auf freien Fuß gesetzt. Zumwinkel soll eine Mio. Euro am Fiskus vorbei nach Liechtenstein geschleust haben.

Donnerstag Morgen durchsuchte die deutsche Polizei das Privathaus und die Büros des Chef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel. Gut fünf Stunden nach Beginn der Durchsuchung bestieg der 64-jährige Topmanager ein Zivilfahrzeug der Polizei, das dann eskortiert von einem Polizeimotorrad mit unbekanntem Ziel davonfuhr.

Die Bochumer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zumwinkel wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Höhe von einer Million Euro. Wie der Bochumer Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek am Donnerstag Nachmittag sagte, soll der deutsche Post-Chef diese Summe "über Geldanlagen in Liechtenstein" am deutschen Fiskus vorbeigeschleust haben.

Ein Haftbefehl gegen Zumwinkel sei außer Vollzug gesetzt worden, weil der Post-Chef kooperiere und eine "Sicherheitsleistung in namhafter Höhe" hinterlegt habe, sagte Bienioßek weiter. Zumwinkel konnte daher nach seiner Vernehmung die Staatsanwaltschaft Bochum als freier Mann wieder verlassen.

Polizei-Operation seit Wochen geplant

Laut ZDF begannen die Ermittler mit ihren Razzien zeitgleich gegen sieben Uhr in der Zentrale des Konzerns in Bonn und in der Villa Zumwinkels im Kölner Stadtteil Marienburg. Die Operation sei seit Wochen unter strengster Geheimhaltung geplant worden. Klaus Zumwinkel, der auch Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und der Postbank ist, steht seit fast 19 Jahren an der Spitze der Deutschen Post.

Post-Vorstandsmitglied Frank Appel hat inzwischen vorerst die Führung des Konzerns übernommen. Appel stimme sich dabei mit Aufsichtsratschef Jürgen Weber ab, berichtete die "Financial Times Deutschland" (FTD). Appel war als designierter Nachfolger von Zumwinkel für den Zeitpunkt vorgesehen, wenn dieser in Pension geht.

Post bestätigt Ermittlungen

Die Deutsche Post bestätigt, dass gegen den Vorstandsvorsitzenden ermittelt wird. Zum Tatvorwurf wollte sie sich die Post nicht äußern und verwies auf die Bochumer Staatsanwaltschaft, die sich im Laufe des Tages äußern wolle. Auch zu einem möglichen Haftbefehl wollte sich die Post nicht äußern. Dazu gebe es "keinen Kommentar", sagte Sprecher Martin Dopychai.

Post-Aktien legen zu

Die Aktien der Deutschen Post haben sich mit einem Plus von mehr als vier Prozent an die Spitze der Dax-Gewinner gesetzt. "Jetzt wird darauf spekuliert, dass Zumwinkel geht, und das wird am Markt sehr positiv gesehen", erklärte ein Händler das Kursplus. (Ag.)

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