China umgarnt Welt mit Import-Messe

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Symbolbild. (c) imago/ZUMA Press (Wang Zhongju)
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Im November findet in Shanghai die erste Import-Messe statt. Für das neue Prestigeprojekt rührt Peking kräftig die Werbetrommel. Doch die offizielle Reaktion ist verhalten.

Wien/Shanghai. Es steht ein Sturm bevor: Während sich Finanzminister und Zentralbankgouverneure der führenden Industrienationen der Welt in Argentinien zum G20-Gipfel versammeln, bereitet Washington Strafzölle gegen China vor. Die Welt sei zunehmend beunruhigt über Pekings Marktabschottung, über die Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft von Subventionen und über Investitionshürden für ausländische Unternehmen, sagte David Malpass, der höchste Außenwirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump im Vorfeld des Gipfels.

Um diesem Bild entgegenzutreten versucht China schon seit Längerem, sich international als Hüter von Globalisierung und Freihandel zu positionieren. Hierfür dient der Regierung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping nicht nur die Seidenstraßeninitiative, ein gigantisches Infrastrukturprojekt, das sich über gesamt Eurasien erstrecken soll. Seit geraumer Zeit rührt Peking auch für ein neues Prestigeprojekt die Werbetrommel: die Internationale Import Expo, die im heurigen November in Shanghai stattfinden soll.

Außenminister Wang Yi bewarb sie am Rande der Tagung des Nationalen Volkskongresses im März als eines von vier „großen Events“, die China 2018 veranstalten wird. Xi Jinping selbst kündigte die Messe im vergangenen Jahr bereits zwei Mal bei öffentlichen Auftritten an. Auch die chinesischen Vertretungen im Ausland vermarkten die Expo in großem Stil. So ist die chinesische Botschaft nicht nur mit der Wirtschaftskammer in Kontakt, sondern hat auch in österreichischen Unternehmen direkt für das Projekt geworben.

Plattform für Ausländer

Das Prinzip der Messe: Im Gegensatz zu den in China gängigen Expos sollen nicht chinesische Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen ausstellen, sondern umgekehrt. Shanghai will ausländischen Firmen eine Plattform in China bieten. Ebenso wie die Seidenstraßeninitiative steht auch die Import-Messe unter dem verklärten Schlagwort „gemeinsame Zukunft für die Menschheit“. China zeige damit seinen Willen, seine Märkte weiter zu öffnen, schreibt das Handelsministerium in einem Statement auf seiner Webseite – und lasse andere Länder damit an seiner Entwicklung teilhaben.

In einer Aussendung lockt der Veranstalter ausländische Firmen mit Chinas stetig wachsenden Importen: Sie beliefen sich 2017 auf 12,5 Billionen Yuan (rund 1,6 Billionen Euro), das entspricht einem Anstieg von knapp 19 Prozent im Vergleich zu 2016. Zugleich fügt sich die Veranstaltung der Messe in das neue chinesische Wachstumsmodell: Peking setzt mit seinem Versuch, den heimischen Konsum anzukurbeln, auf eine nachhaltigere Entwicklung. Damit will es von dem schuldenfinanzierten und exportbasierten Wachstum, das in den vergangenen vierzig Jahren seinen rasanten Aufstieg ermöglicht hatte, abkommen.

Doch bisher ist die offizielle Reaktion in vielen europäischen Ländern verhalten, sagt der WKO-Fernost-Beauftragte Dietmar Schwank der „Presse“. Es sei unklar, was den Unternehmen auf der Expo geboten werde: Einen Fokus auf bestimmte Branchen gebe es nicht. Auch die Bedingungen für die Teilnahme stünden nicht fest.

Osteuropäer wollen dabei sein

„Es gibt Länder, die unbedingt dabei sein wollen, ohne dass sie die Konditionen kennen“, meint Schwank. Österreich zähle nicht dazu, dafür aber einige osteuropäische Staaten und die Türkei. Doch: „Wir sehen, dass es für österreichische Firmen sinnvoll sein kann auf dieser von prominenter Stelle unterstützten Messe präsent zu sein.“ Daher denke die WKO eine Gruppenausstellung für österreichische Unternehmen, die bereits in China vertreten sind, an.

Bis jetzt scheint der Lockruf des zweitgrößten Verbrauchermarktes weltweit zumindest bei den Unternehmen zu wirken: Die Kammer habe viele Anfragen bekommen, wie die Messe einzuschätzen sei, meint Schwank. Bleibt noch die Frage: Wird Peking seinen Markt wirklich öffnen? Oder letztlich nur Importe zulassen, die der heimische Markt nicht decken kann?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2018)

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