Österreich, Land der RASTSTÄTTEN

(c) FABRY Clemens
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Autofahren. Gegründet wurden die Autobahnraststätten im 20. Jahrhundert als Nachfolger der Postschänken. Heute befindet sich alle 20 Kilometer eine Raststätte oder ein Rastplatz.

Auf einen Kaffee in Guntramsdorf? Gemütlich Mittagessen in Mondsee? Business-Lunch in Ansfelden? Willkommen in Österreich, dem Land der Raststätten. Wer auf den heimischen Autobahnen unterwegs ist, hat die Wahl: Restaurant, McDonald's oder doch lieber die selbst mitgebrachte Jause auf dem einfachen Parkplatz essen? Das Klo daneben ist jedenfalls ziemlich sicher sauber und gepflegt.

Gefühlt kommt streckenweise alle paar Kilometer eine Raststätte daher. Konkrete Zahlen hat die Autobahngesellschaft Asfinag: Auf den österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen gibt es 87 Raststätten, alle mit Tankstellen. 56 davon sind Rasthäuser mit umfangreicher Gastronomie, teilweise Kinderspielplätzen und Grünflächen – manchmal sogar mit Seeblick wie am Mondsee im Salzkammergut. An 20 Standorten kann man im Hotel übernachten.

Wer es weniger ausladend wünscht, hält an einem der 50 Rastplätze. Dort gibt es keine Restaurants, aber immerhin Getränkeautomaten und Duschen. Zusätzlich gibt es 124 einfach gehaltene Parkplätze. Laut Asfinag findet sich alle 20 Kilometer eine Rastmöglichkeit. Raststätten und -plätze wechseln sich ab. Damit belegt Österreich im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz: „Die Dichte an Rastplätzen und Raststationen ist in Österreich extrem hoch. In keinem anderen Land findet man so häufig eine Raststation wie in Österreich“, sagt Sebastian Obrecht vom ÖAMTC.

Gegründet wurden die heutigen Raststätten im 20. Jahrhundert als Nachfolger der Postschänken, wo sich Kutscher und ihre Pferde für die nächste Etappe stärkten. Damals dürfte es dort noch rauer zugegangen sein. Und einfacher. Heute sind sich Autofahrerklubs einig: Die Qualität an den heimischen Raststätten ist, auch im internationalen Vergleich betrachtet, hoch.

Im Jahr 2012 bekam Österreich das Gütesiegel sogar amtlich. Der „Eurotest“ untersuchte 65 Raststationen und „Autohöfe“ (das deutsche Pendant) in 13 europäischen Ländern. Auf den ersten beiden Plätzen landeten österreichische Prüflinge: Die Raststation Wörthersee an der Südautobahn, gefolgt von der Station Guntramsdorf. Auch die anderen fünf getesteten Stationen in Österreich bekamen das Gesamturteil „Gut“. Weniger punkten können die heimischen Raststätten mit den Preisen, die oft mehr als doppelt so hoch sind wie im Supermarkt. Aber das ist in Deutschland nicht anders.

Gut besucht sind Österreichs Raststätten allemal – und ein gutes Geschäft: Jedes Jahr werden auf Raststationen und -plätzen in Österreich 650 Mio. Euro umgesetzt. Je 50 Mio. Euro entfallen auf die Platzhirsche Rosenberger und Landzeit. Marktführer Rosenberger betreibt nach eigenen Angaben 16 Autobahnrestaurants und elf Tankstellen, zählt sechs Millionen Gäste im Jahr und hat 800 Mitarbeiter. 2013 wurde das Unternehmen an chinesische Investoren verkauft. Am Auftritt änderte sich mit der Übernahme wenig. Seit heuer ist Rosenberger wieder etwas österreichischer: 35 Prozent der Firmenanteile sind nun wieder in der Hand österreichischer Eigentümer. Ironischerweise wird ausgerechnet der große Konkurrent Landzeit mit 16 Restaurants und 800 Mitarbeitern noch von einem Rosenberger geführt – es ist Wolfgang, der Cousin des früheren Rosenberger-Eigentümers Kris Rosenberger. Der 1972 gegründete Familienkonzern wurde 2003 in zwei Teile gespalten. Die anderen großen Namen auf Österreichs Autobahnen: Autogrill, McDonald's, Marche und Oldtimer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2018)

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