AUA sagt den Bundesländern Adieu

Seit August des Vorjahres leitet der von der Lufthansa kommende Alexis von Hoensbroech die AUA.
Seit August des Vorjahres leitet der von der Lufthansa kommende Alexis von Hoensbroech die AUA.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Die Lufthansa-Tochter schließt ihre verbliebenen Basen in den Landeshauptstädten. 200 Mitarbeiter sind davon betroffen. Gewerkschaft und Landespolitiker sind erbost.

Wien. 94 Mio. Euro Betriebsgewinn erzielte die Lufthansa-Tochter AUA im Jahr 2017. Auch 2018 soll erneut ein Gewinn erzielt worden sein, so der neue AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Donnerstag vor Journalisten. Dennoch sei dieses Gewinnniveau für ein Unternehmen wie die AUA zu gering. Um krisenresistent zu sein und um die künftigen Milliardeninvestitionen etwa für die Erneuerung der Langstreckenflotte stemmen zu können, brauche es mehr. Die Marge soll von 4,6 Prozent in Richtung des Doppelten massiv gesteigert werden, um mit den anderen Lufthansa-Konzerngesellschaften „auf Augenhöhe“ zu sein.

Das Unternehmen verpasst sich daher ein neues Strategieprogramm. So sollen Prozesse effizienter oder das Angebot für die Kunden individualisiert werden. Ebenfalls Teil dieser Strategie ist die „Konzentration auf Wien“. Soll heißen: Die noch verbliebenen sechs Flugbasen in Graz, Linz, Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt sowie Altenrhein werden aufgelassen. Die Flüge aus den Landeshauptstädten in Richtung Deutschland werden künftig von deutschen Teilen des Lufthansa-Konzerns übernommen.

„In Wien konzentrieren“

„Wir wollen die AUA-Produktion in Wien konzentrieren“, sagt von Hoensbroech. Grund dafür ist, dass es aus den Flughäfen der Landeshauptstädte nur in der Früh und am Abend genügend Nachfrage gebe. Daher werde oftmals nur zweimal am Tag geflogen. „Die restliche Zeit steht die Maschine ungenützt herum“, so von Hoensbroech. Zudem würden technische Probleme bei einem Flugzeug oder die plötzliche Krankheit eines Piloten jedes Mal große logistische Probleme verursachen.

Künftig sollen die 122 wöchentlichen Flüge zwischen Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck auf der einen Seite und Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart auf der anderen Seite von der Lufthansa oder der AUA-Schwester Eurowings betrieben werden. Für die Passagiere soll sich dabei nichts ändern. Auf den Routen nach Stuttgart oder Düsseldorf – die wahrscheinlich von Eurowings übernommen werden – könnten die Tickets eventuell sogar günstiger werden, so von Hoensbroech.

Flüge zwischen Wien und den Bundesländerflughäfen seien von dieser Netzbereinigung „erst einmal unberührt“, heißt es. Allerdings würden diese Flüge bei der laufenden Netzbereinigung ebenfalls durchleuchtet werden. Und vor allem die Strecke von Wien nach Klagenfurt sowie auch jene nach Salzburg sei dabei „herausfordernd“, so von Hoensbroech. Jene nach Innsbruck und Graz hingegen würden ganz gut laufen.

In Wien würden durch den Umbau künftig die Kapazitäten sogar zulegen, weil zwei zusätzliche Maschinen dort stationiert werden. Gleichzeitig zum Umbau sollen nämlich die 18 Dash-Propellerflugzeuge ausgemustert und um 200 Mio. Euro zehn gebrauchte Airbus A320 angeschafft werden.
Gravierende Auswirkungen hat der Plan allerdings für die rund 200 – der insgesamt 4200 – fliegenden Mitarbeiter, die derzeit noch in den Bundesländerbasen beheimatet sind (in Summe hat die AUA 7100 Mitarbeiter). Diese können nach Wien wechseln. Ist es für sie aus privaten Gründen nicht möglich, soll es „entsprechende Lösungen“ geben. Gespräche mit dem Betriebsrat sollen in den kommenden Tagen aufgenommen werden, so von Hoensbroech.

„Angemessene Sozialpläne“

Gewerkschaft und Landespolitik reagierten auf die Ankündigungen der AUA erbost. Es sei empörend, wie hier mit langjährigen Mitarbeitern umgegangen werde, sagt Johannes Schwarcz-Breuer, Vorsitzender des Bereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida, zur „Presse“. Er fordert die Rücknahme der Pläne, und sollte das nicht gelingen, zumindest „angemessene Sozialpläne“ für die Betroffenen. Diese könnten sich an früherern Plänen in den Krisenjahren 2009 und 2011 orientieren.

Vertreter der betroffenen Bundesländer zeigten sich verärgert. Vor allem Kärntens Landeshauptmann, Peter Kaiser (SPÖ), kritisierte die AUA scharf. Das Angebot, nach Wien zu wechseln, komme einer „Erpressung“ gleich. Infrastrukturminister Hofer (FPÖ) erklärte indes, die Entscheidung der AUA sei zu akzeptieren. (red.)

Auf einen Blick

Die AUA konzentriert ihr Geschäft künftig in Wien. Daher werden die Basen in Graz, Linz, Salzburg, Klagenfurt, Innsbruck und Altenrhein aufgelassen, die dort stationierten zehn Maschinen (vier waren an die Swiss verleast) nach Wien transferiert. Da gleichzeitig 18 Dash-Propellerflugzeuge ausgemustert und durch zehn A320 ersetzt werden, erhält Wien netto zwei Maschinen mehr. Die 200 betroffenen Mitarbeiter sollen entweder nach Wien wechseln oder mit Sozialplänen abgefunden werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die AUA gibt sich wieder eine neue Strategie
Unternehmen

Scharfe Kritik an AUA-Strategie - "Kommt Erpressung gleich"

Die AUA gibt sich wieder eine neue Strategie, vor allem als Antwort auf die Billigflieger-Konkurrenz. Dazu gehört die Schließung der Basen in den Landeshauptstädten. Das löst einen scharfen Protest der Landeshauptleute aus. Auch die Gewerkschaft vida kritisiert die AUA-Pläne.
Unternehmen

AUA sichtet Fernflugnetz - Seychellen fallen weg

Die AUA hat unrentable Strecken wie Havanna, Colombo und Hongkong nach einer "Probezeit" wieder gestrichen. Das Fernflugnetz wird weiter umgebaut.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.