Konjunktur: Wien ist 2018 Schlusslicht

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Im Bundesländer-Vergleich schnitt Wien bei der Konjunktur am schlechtesten ab. Die Neuwahl dürfte heuer keine Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum in Österreich haben.

Wien. Die Regierungskrise und die Neuwahl dürften keine Auswirkung auf das österreichische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr haben. Dies sagte Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Montag bei der Vorstellung einer Konjunkturanalyse.

Auch auf die Finanzmärkte und auf die Kurse der österreichischen Staatsanleihen hatte das Ende der Regierungskoalition bislang keinen Einfluss. Viel wichtiger als die Neuwahl sei laut Bruckbauer für die österreichische Wirtschaft, wie es mit dem Brexit und dem Handelsstreit mit den USA weitergehen werde. Bruckbauer geht nicht davon aus, dass sich an der heimischen Wirtschaftspolitik nach der Neuwahl viel ändern werde. Der Ökonom zog auch eine Bilanz über die ÖVP-FPÖ-Koalition: Aus wirtschaftlicher Sicht habe die Regierung nicht viel falsch machen können. Denn der Großteil der guten wirtschaftlichen Entwicklung sei vom Ausland getragen worden. Positiv seien die Entlastung der Familien und der kleineren Einkommen.

Im Vorjahr verzeichnete Österreich ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent. Aufgrund der globalen Konjunkturabkühlung erwartet die Bank Austria für heuer nur noch ein Plus von 1,4 Prozent. Die am Montag vorgestellte Analyse zeigt, dass die einzelnen Bundesländer hier sehr unterschiedlich abschneiden. Wachstumskaiser waren im Vorjahr die Steiermark (3,4 Prozent) und Kärnten (3,2 Prozent). Wien hat mit einem Plus von 2,0 Prozent am schlechtesten abgeschnitten. Der Aufschwung in der Steiermark und in Kärnten hängt mit dem starken Industrieanteil in beiden Bundesländern zusammen.

In der Steiermark trug im Vorjahr die Automobilindustrie fast 80 Prozent zum Produktionsanstieg bei. „Ein großer Teil der in der Steiermark produzierten Waren geht ins Ausland. Die Grüne Mark verzeichnete 2018 den größten relativen Anstieg der Exporte um 13 Prozent auf über 24 Milliarden Euro“, schreibt die Bank Austria.

Ähnlich ist die Situation in Kärnten. So konnte die Kärntner Sachgüterindustrie im Vorjahr die abgesetzte Produktion um über neun Prozent ausweiten. Das ist nach der Steiermark der zweithöchste Wert in Österreich. Kärnten profitiert unter anderem von Infineon. Denn der deutsche Halbleiterhersteller investiert 1,6 Milliarden Euro am Standort in Villach. Das ist seit Jahren einer der höchsten Investitionsbeträge im österreichischen Industriebereich.

Auch die Wirtschaft in Niederösterreich und in Oberösterreich hat mit einem Wachstum von jeweils 3,1 Prozent überdurchschnittlich gut abgeschnitten.

Wien: Hohe Arbeitslosigkeit

Anders ist die Situation in Wien. Hier lag im Vorjahr das Wachstum nur bei 2,0 Prozent. Dies hängt mit dem geringen Industrieanteil zusammen. In Wien ist der Industrieanteil mit knapp neun Prozent an der regionalen Wertschöpfung am geringsten von allen Bundesländern. Daher profitierte Wien weniger stark von der guten Industriekonjunktur in den Jahren 2017 und 2018. Dafür boomte in Wien zuletzt die Bauwirtschaft und der Dienstleistungssektor. Gleichzeitig hat Wien einige Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören die hohe Arbeitslosenquote von 12,3 Prozent und die Zuwanderung aus dem Ausland.

Heuer dürften die industrieorientierten Bundesländer nach Ansicht der Bank Austria von der globalen Konjunkturabkühlung besonders stark betroffen sein. So wird in Oberösterreich die Wirtschaft nur um 1,1 Prozent wachsen, schwach ist auch die Entwicklung in Kärnten (1,2 Prozent) und in der Steiermark (1,3 Prozent).

Wien dagegen dürfte mit einem Plus von 1,7 Prozent die globale konjunkturelle Eintrübung weniger stark spüren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2019)

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