Deutsche Bank: Langsamer Umbau

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xmhx v l Deutsche Bank Logo am 24 05 2017 Frankfurt am Main Deutsche Bank Deutsche Bank AG A(c) imago images / Jan Huebner
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Zehn Jahre nach der Finanzkrise ist die Deutsche Bank noch immer eine Baustelle. Nun wird die Errichtung einer Bad Bank geprüft.

Frankfurt. Vor zehn Jahren erreichte die Finanz- und Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt. Begonnen hat die Krise in den USA. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, wurde in den USA schnell durchgegriffen. Zahlreiche Institute mussten schließen. Im Zuge der Marktbereinigung verloren viele Banker den Job. Das schnelle und harte Vorgehen zahlte sich aus. Heute sind die amerikanischen Finanzinstitute mächtiger als zuvor. Sie sind auch profitabler als ihre Mitbewerber in Europa.

Vor der Finanz- und Wirtschaftskrise gehörte die Deutsche Bank zu den führenden Instituten in der Eurozone. Doch Skandale und Prozesse machten dem Institut zu schaffen. Auch der Aktienkurs ist im Keller. An der Börse war das Institut am Montag nur noch 12,7 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Die Bank of America schaffte es am Montag auf 266,6 Milliarden US-Dollar (237,7 Milliarden Euro). Die Citigroup lag bei 156 Milliarden Dollar (139,1 Milliarden Euro). Auch in Europa haben mittlerweile viele Finanzhäuser die Deutsche Bank überholt. So ist die Wiener Erste Bank an der Börse mit 13,9 Milliarden Euro mehr wert als die Deutsche Bank.

Nun versucht Deutsche Bank-Chef Christian Sewing angeblich einen Befreiungsschlag. Wie die „Financial Times“ am Montag berichtete, prüft Sewing die Errichtung einer internen „Bad Bank“. In diese Einheit sollen bestimmte Finanzinstrumente wie Derivate im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro eingebracht werden.

Die Deutsche Bank wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Dem Vernehmen nach soll die Entscheidung über die Bad Bank noch nicht fix sein. Möglicherweise werden im Juli bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses dazu genauere Informationen bekannt gegeben.

Bankchef will harte Einschnitte

Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden zahlreiche „Bad Banks“ gegründet. Der Vorteil einer solchen Konstruktion ist, dass bestimmte Altlasten in einer eigenen Einheit gebündelt werden. Die Mitarbeiter der Bad Bank machen kein Neugeschäft, sondern kümmern sich in erster Linie um den Abbau der Altlasten.

Die Deutsche Bank schuf bereits im Jahr 2012 eine solche interne Bad Bank. Die Einheit hieß damals NCOU (Non-Core Operations Unit). Dort wurden Kredite, bestimmte Produkte und risikobehaftete Wertpapiere gebündelt. Zu Spitzenzeiten lagen in der NCOU Anlagen im Volumen von 128 Milliarden Euro. Der Abbau dauert vier Jahre, somit wurde die Bad Bank Ende 2016 geschlossen.

Die Aktionäre reagierten am Montag positiv auf den Bericht, wonach möglicherweise wieder eine Abbaueinheit eingerichtet wird. Zu Mittag lag die Aktie mehr als zwei Prozent im Plus, was nicht besonders viel ist. Bis heute warten die Aktionäre auf ein klares Konzept, wie es mit der Deutschen Bank weitergeht.

Bei der Hauptversammlung im Mai hatte Bankchef Sewing „harte Einschnitte“ angekündigt. Er deutete Einschnitte im Aktienhandel und im Handel mit Staatsanleihen an. Außerdem soll sich die Bank im Investmentbanking mehr auf ihre Stärken konzentrieren. Es ist allerdings unklar, ob solche Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Viel kritisiert wurde zuletzt unter anderem Deutsche Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner, ein gebürtiger Österreicher. Dieser steht seit 2012 an der Spitze des Aufsichtsrats. Seitdem ist der Aktienkurs stark gesunken. Bei der Hauptversammlung im Mai wurde Achleitner nur noch mit 71,63 Prozent entlastet. Vor einem Jahr hatte er eine Zustimmung von 84,4 Prozent erhalten.

Immer wieder taucht an der Börse die Frage auf, ob die Deutsche Bank langfristig alleine bestehen kann. Vor einigen Monaten hatte das Management Gespräche über ein Zusammengehen mit der Frankfurter Commerzbank geführt. Damit wäre eine neue deutsche Großbank entstanden. Doch die Fusionsgespräche wurden ohne Ergebnis abgebrochen. Ein Zusammenschluss würde „keinen ausreichenden Mehrwert“ bieten, lautete die Begründung.

Deutscher Nationalstolz

Ähnlich wie die Deutsche Bank steht auch die Commerzbank vor einigen Herausforderungen. Gegen eine Fusion hatten sich vor allem die Gewerkschaften ausgesprochen. Sie befürchteten, dass 30.000 Bankmitarbeiter ihren Job verlieren und viele Filialen geschlossen werden könnten.

Bei den Diskussionen über die Deutsche Bank ist viel Nationalstolz erkennbar. Viele deutsche Politiker wünschen sich eine deutsche Großbank, die auf den internationalen Finanzmärkten in der Oberliga mitspielen und amerikanischen und chinesischen Finanzinstituten Paroli bieten kann.

So meinte vor Kurzem der deutsche Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU): „Wir sind stolz auf die Deutsche Bank. Sie ist ein Teil unseres sozusagen nationalen Erbes.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2019)

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